mehr als sonst, daß die Aufmerksamkeit, die er Lydien bezeigte, eine heimliche Neigung zu verrathen schien. Ich hatte meinen End¬ zweck erreicht, und war doch nicht ruhig; er zeigte von dem Tage an eine wahre Ach¬ tung und ein schönes Vertrauen gegen mich, er redete mich in Gesellschaft gewöhnlich an, fragte mich um meine Meinung und schien besonders in Haushaltungssachen das Zu¬ trauen zu mir zu haben, als wenn ich alles wisse. Seine Theilnahme munterte mich außerordentlich auf; sogar wenn von allge¬ meiner Landesökonomie und von Finanzen die Rede war, zog er mich ins Gespräch, und ich suchte in seiner Abwesenheit mehr Kenntnisse von der Provinz, ja von dem ganzen Lande zu erlangen; es ward mir leicht, denn es wiederholte sich nur im Großen was ich im Kleinen so genau wußte und kannte.
mehr als ſonſt, daß die Aufmerkſamkeit, die er Lydien bezeigte, eine heimliche Neigung zu verrathen ſchien. Ich hatte meinen End¬ zweck erreicht, und war doch nicht ruhig; er zeigte von dem Tage an eine wahre Ach¬ tung und ein ſchönes Vertrauen gegen mich, er redete mich in Geſellſchaft gewöhnlich an, fragte mich um meine Meinung und ſchien beſonders in Haushaltungsſachen das Zu¬ trauen zu mir zu haben, als wenn ich alles wiſſe. Seine Theilnahme munterte mich außerordentlich auf; ſogar wenn von allge¬ meiner Landesökonomie und von Finanzen die Rede war, zog er mich ins Geſpräch, und ich ſuchte in ſeiner Abweſenheit mehr Kenntniſſe von der Provinz, ja von dem ganzen Lande zu erlangen; es ward mir leicht, denn es wiederholte ſich nur im Großen was ich im Kleinen ſo genau wußte und kannte.
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mehr als ſonſt, daß die Aufmerkſamkeit, die
er Lydien bezeigte, eine heimliche Neigung
zu verrathen ſchien. Ich hatte meinen End¬
zweck erreicht, und war doch nicht ruhig;
er zeigte von dem Tage an eine wahre Ach¬
tung und ein ſchönes Vertrauen gegen mich,
er redete mich in Geſellſchaft gewöhnlich an,
fragte mich um meine Meinung und ſchien
beſonders in Haushaltungsſachen das Zu¬
trauen zu mir zu haben, als wenn ich alles
wiſſe. Seine Theilnahme munterte mich
außerordentlich auf; ſogar wenn von allge¬
meiner Landesökonomie und von Finanzen
die Rede war, zog er mich ins Geſpräch,
und ich ſuchte in ſeiner Abweſenheit mehr
Kenntniſſe von der Provinz, ja von dem
ganzen Lande zu erlangen; es ward mir
leicht, denn es wiederholte ſich nur im
Großen was ich im Kleinen ſo genau wußte
und kannte.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/102>, abgerufen am 24.11.2024.
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