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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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gar mißlich aus. Die Vermischung der Stän¬
de durch Heirathen verdienen nur in so fern
Mißheirathen genannt zu werden, als Ein
Theil an der angebohrnen, angewohnten und
gleichsam nothwendig gewordenen Existenz
des andern keinen Theil nehmen kann. Die
verschiedenen Klassen haben verschiedene Le¬
bensweisen, die sie nicht mit einander thei¬
len noch verwechseln können, und das ists,
warum Heirathen dieser Art besser nicht ge¬
schlossen werden; aber Ausnahmen und recht
glückliche Ausnahmen sind möglich. So ist
die Heirath eines jungen Mädchens mit ei¬
nem bejahrten Manne immer mißlich, und
doch habe ich sie recht gut ausschlagen sehen.
Für mich kenne ich nur Eine Mißheirath,
wenn ich feyern und repräsentiren müßte;
ich wollte lieber jeden ehrbaren Pächterssohn
aus der Nachbarschaft heirathen.

Wilhelm gedachte nunmehr zurück zu keh¬

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gar mißlich aus. Die Vermiſchung der Stän¬
de durch Heirathen verdienen nur in ſo fern
Mißheirathen genannt zu werden, als Ein
Theil an der angebohrnen, angewohnten und
gleichſam nothwendig gewordenen Exiſtenz
des andern keinen Theil nehmen kann. Die
verſchiedenen Klaſſen haben verſchiedene Le¬
bensweiſen, die ſie nicht mit einander thei¬
len noch verwechſeln können, und das iſts,
warum Heirathen dieſer Art beſſer nicht ge¬
ſchloſſen werden; aber Ausnahmen und recht
glückliche Ausnahmen ſind möglich. So iſt
die Heirath eines jungen Mädchens mit ei¬
nem bejahrten Manne immer mißlich, und
doch habe ich ſie recht gut ausſchlagen ſehen.
Für mich kenne ich nur Eine Mißheirath,
wenn ich feyern und repräſentiren müßte;
ich wollte lieber jeden ehrbaren Pächtersſohn
aus der Nachbarſchaft heirathen.

Wilhelm gedachte nunmehr zurück zu keh¬

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[115/0119] gar mißlich aus. Die Vermiſchung der Stän¬ de durch Heirathen verdienen nur in ſo fern Mißheirathen genannt zu werden, als Ein Theil an der angebohrnen, angewohnten und gleichſam nothwendig gewordenen Exiſtenz des andern keinen Theil nehmen kann. Die verſchiedenen Klaſſen haben verſchiedene Le¬ bensweiſen, die ſie nicht mit einander thei¬ len noch verwechſeln können, und das iſts, warum Heirathen dieſer Art beſſer nicht ge¬ ſchloſſen werden; aber Ausnahmen und recht glückliche Ausnahmen ſind möglich. So iſt die Heirath eines jungen Mädchens mit ei¬ nem bejahrten Manne immer mißlich, und doch habe ich ſie recht gut ausſchlagen ſehen. Für mich kenne ich nur Eine Mißheirath, wenn ich feyern und repräſentiren müßte; ich wollte lieber jeden ehrbaren Pächtersſohn aus der Nachbarſchaft heirathen. Wilhelm gedachte nunmehr zurück zu keh¬ H 2

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/119>, abgerufen am 21.11.2024.