Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

leicht der liebenswürdigen Röthe empfäng¬
lich, dabey Mutter von sechs Kindern, viel¬
leicht noch von mehrern; es paßte diese Er¬
scheinung so gut in die übrige Zauberwelt,
die mich umgab, daß ich nur um so mehr
mit einem verjüngten Gefühl weiter ritt,
und an dem nächsten Walde erst umkehrte,
als die Sonne im Untergehen war. So sehr
mich auch der fallende Thau an die Vor¬
schrift des Arztes erinnerte, und es wohl
räthlicher gewesen wäre gerade nach Hause
zu kehren, so nahm ich doch wieder meinen
Weg nach der Seite des Pachthofs zurück.
Ich bemerkte, daß ein weibliches Geschöpf
in dem Garten auf und nieder ging, der
mit einer leichten Hecke umzogen ist. Ich
ritt auf dem Fußpfade nach der Hecke zu,
und ich fand mich eben nicht weit von der
Person, nach der ich verlangte.

Ob mir gleich die Abendsonne in den Au¬

leicht der liebenswürdigen Röthe empfäng¬
lich, dabey Mutter von ſechs Kindern, viel¬
leicht noch von mehrern; es paßte dieſe Er¬
ſcheinung ſo gut in die übrige Zauberwelt,
die mich umgab, daß ich nur um ſo mehr
mit einem verjüngten Gefühl weiter ritt,
und an dem nächſten Walde erſt umkehrte,
als die Sonne im Untergehen war. So ſehr
mich auch der fallende Thau an die Vor¬
ſchrift des Arztes erinnerte, und es wohl
räthlicher geweſen wäre gerade nach Hauſe
zu kehren, ſo nahm ich doch wieder meinen
Weg nach der Seite des Pachthofs zurück.
Ich bemerkte, daß ein weibliches Geſchöpf
in dem Garten auf und nieder ging, der
mit einer leichten Hecke umzogen iſt. Ich
ritt auf dem Fußpfade nach der Hecke zu,
und ich fand mich eben nicht weit von der
Perſon, nach der ich verlangte.

Ob mir gleich die Abendſonne in den Au¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0129" n="125"/>
leicht der liebenswürdigen Röthe empfäng¬<lb/>
lich, dabey Mutter von &#x017F;echs Kindern, viel¬<lb/>
leicht noch von mehrern; es paßte die&#x017F;e Er¬<lb/>
&#x017F;cheinung &#x017F;o gut in die übrige Zauberwelt,<lb/>
die mich umgab, daß ich nur um &#x017F;o mehr<lb/>
mit einem verjüngten Gefühl weiter ritt,<lb/>
und an dem näch&#x017F;ten Walde er&#x017F;t umkehrte,<lb/>
als die Sonne im Untergehen war. So &#x017F;ehr<lb/>
mich auch der fallende Thau an die Vor¬<lb/>
&#x017F;chrift des Arztes erinnerte, und es wohl<lb/>
räthlicher gewe&#x017F;en wäre gerade nach Hau&#x017F;e<lb/>
zu kehren, &#x017F;o nahm ich doch wieder meinen<lb/>
Weg nach der Seite des Pachthofs zurück.<lb/>
Ich bemerkte, daß ein weibliches Ge&#x017F;chöpf<lb/>
in dem Garten auf und nieder ging, der<lb/>
mit einer leichten Hecke umzogen i&#x017F;t. Ich<lb/>
ritt auf dem Fußpfade nach der Hecke zu,<lb/>
und ich fand mich eben nicht weit von der<lb/>
Per&#x017F;on, nach der ich verlangte.</p><lb/>
            <p>Ob mir gleich die Abend&#x017F;onne in den Au¬<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0129] leicht der liebenswürdigen Röthe empfäng¬ lich, dabey Mutter von ſechs Kindern, viel¬ leicht noch von mehrern; es paßte dieſe Er¬ ſcheinung ſo gut in die übrige Zauberwelt, die mich umgab, daß ich nur um ſo mehr mit einem verjüngten Gefühl weiter ritt, und an dem nächſten Walde erſt umkehrte, als die Sonne im Untergehen war. So ſehr mich auch der fallende Thau an die Vor¬ ſchrift des Arztes erinnerte, und es wohl räthlicher geweſen wäre gerade nach Hauſe zu kehren, ſo nahm ich doch wieder meinen Weg nach der Seite des Pachthofs zurück. Ich bemerkte, daß ein weibliches Geſchöpf in dem Garten auf und nieder ging, der mit einer leichten Hecke umzogen iſt. Ich ritt auf dem Fußpfade nach der Hecke zu, und ich fand mich eben nicht weit von der Perſon, nach der ich verlangte. Ob mir gleich die Abendſonne in den Au¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/129
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/129>, abgerufen am 26.05.2024.