Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Band, und es fielen ihm kleine Zettelchen
mit Bleystift von seiner eigenen Hand ge¬
schrieben entgegen, und riefen ihm jede Si¬
tuation von dem Ersten Tage ihrer anmu¬
thigen Bekanntschaft, bis zu dem letzten ih¬
rer grausamen Trennung, wieder herbey. Al¬
lein nicht ohne die lebhaftesten Schmerzen
durchlas er eine kleine Sammlung von Bil¬
leten, die an ihn geschrieben waren, und
die, wie er aus dem Inhalt sah, von Wer¬
nern waren zurückgewiesen worden.

Keines meiner Blätter hat bis zu Dir
durchdringen können, mein Bitten und Fle¬
hen hat Dich nicht erreicht; hast Du selbst
diese grausamen Befehle gegeben? soll ich
Dich nie wieder sehen? noch einmal versuch
ich es, ich bitte Dich: komm, o komm! ich
verlange Dich nicht zu behalten, wenn ich

Band, und es fielen ihm kleine Zettelchen
mit Bleyſtift von ſeiner eigenen Hand ge¬
ſchrieben entgegen, und riefen ihm jede Si¬
tuation von dem Erſten Tage ihrer anmu¬
thigen Bekanntſchaft, bis zu dem letzten ih¬
rer grauſamen Trennung, wieder herbey. Al¬
lein nicht ohne die lebhafteſten Schmerzen
durchlas er eine kleine Sammlung von Bil¬
leten, die an ihn geſchrieben waren, und
die, wie er aus dem Inhalt ſah, von Wer¬
nern waren zurückgewieſen worden.

Keines meiner Blätter hat bis zu Dir
durchdringen können, mein Bitten und Fle¬
hen hat Dich nicht erreicht; haſt Du ſelbſt
dieſe grauſamen Befehle gegeben? ſoll ich
Dich nie wieder ſehen? noch einmal verſuch
ich es, ich bitte Dich: komm, o komm! ich
verlange Dich nicht zu behalten, wenn ich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0173" n="169"/>
Band, und es fielen ihm kleine Zettelchen<lb/>
mit Bley&#x017F;tift von &#x017F;einer eigenen Hand ge¬<lb/>
&#x017F;chrieben entgegen, und riefen ihm jede Si¬<lb/>
tuation von dem Er&#x017F;ten Tage ihrer anmu¬<lb/>
thigen Bekannt&#x017F;chaft, bis zu dem letzten ih¬<lb/>
rer grau&#x017F;amen Trennung, wieder herbey. Al¬<lb/>
lein nicht ohne die lebhafte&#x017F;ten Schmerzen<lb/>
durchlas er eine kleine Sammlung von Bil¬<lb/>
leten, die an ihn ge&#x017F;chrieben waren, und<lb/>
die, wie er aus dem Inhalt &#x017F;ah, von Wer¬<lb/>
nern waren zurückgewie&#x017F;en worden.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p>Keines meiner Blätter hat bis zu Dir<lb/>
durchdringen können, mein Bitten und Fle¬<lb/>
hen hat Dich nicht erreicht; ha&#x017F;t Du &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
die&#x017F;e grau&#x017F;amen Befehle gegeben? &#x017F;oll ich<lb/>
Dich nie wieder &#x017F;ehen? noch einmal ver&#x017F;uch<lb/>
ich es, ich bitte Dich: komm, o komm! ich<lb/>
verlange Dich nicht zu behalten, wenn ich<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0173] Band, und es fielen ihm kleine Zettelchen mit Bleyſtift von ſeiner eigenen Hand ge¬ ſchrieben entgegen, und riefen ihm jede Si¬ tuation von dem Erſten Tage ihrer anmu¬ thigen Bekanntſchaft, bis zu dem letzten ih¬ rer grauſamen Trennung, wieder herbey. Al¬ lein nicht ohne die lebhafteſten Schmerzen durchlas er eine kleine Sammlung von Bil¬ leten, die an ihn geſchrieben waren, und die, wie er aus dem Inhalt ſah, von Wer¬ nern waren zurückgewieſen worden. Keines meiner Blätter hat bis zu Dir durchdringen können, mein Bitten und Fle¬ hen hat Dich nicht erreicht; haſt Du ſelbſt dieſe grauſamen Befehle gegeben? ſoll ich Dich nie wieder ſehen? noch einmal verſuch ich es, ich bitte Dich: komm, o komm! ich verlange Dich nicht zu behalten, wenn ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/173
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/173>, abgerufen am 27.11.2024.