ter fanden den jungen Herrn allerliebst, mit offnem Halse, halbfreyer Brust, großer Krau¬ se, herumhängendem Haar, rundem Hut, kurzem Westchen und schlotternden langen Hosen, indessen ich behauptete, das Kostum sey nur noch zwey Finger breit vom Hans¬ wurst. Nun siehst Du doch aus wie ein Mensch, nur fehlt der Zopf, in den ich Deine Haare einzubinden bitte, sonst hält man Dich denn doch einmal unterweges als Juden an, und fordert Zoll und Geleite von Dir.
Felix war indessen in die Stube gekom¬ men, und hatte sich, als man auf ihn nicht achtete, aufs Kanapee gelegt, und war ein¬ geschlafen. Was ist das für ein Wurm? fragte Werner. Wilhelm hatte in dem Au¬ genblicke den Muth nicht, die Wahrheit zu sagen, noch Lust eine doch immer zweydeu¬ tige Geschichte einem Manne zu erzählen,
ter fanden den jungen Herrn allerliebſt, mit offnem Halſe, halbfreyer Bruſt, großer Krau¬ ſe, herumhängendem Haar, rundem Hut, kurzem Weſtchen und ſchlotternden langen Hoſen, indeſſen ich behauptete, das Koſtum ſey nur noch zwey Finger breit vom Hans¬ wurſt. Nun ſiehſt Du doch aus wie ein Menſch, nur fehlt der Zopf, in den ich Deine Haare einzubinden bitte, ſonſt hält man Dich denn doch einmal unterweges als Juden an, und fordert Zoll und Geleite von Dir.
Felix war indeſſen in die Stube gekom¬ men, und hatte ſich, als man auf ihn nicht achtete, aufs Kanapee gelegt, und war ein¬ geſchlafen. Was iſt das für ein Wurm? fragte Werner. Wilhelm hatte in dem Au¬ genblicke den Muth nicht, die Wahrheit zu ſagen, noch Luſt eine doch immer zweydeu¬ tige Geſchichte einem Manne zu erzählen,
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ter fanden den jungen Herrn allerliebſt, mit
offnem Halſe, halbfreyer Bruſt, großer Krau¬
ſe, herumhängendem Haar, rundem Hut,
kurzem Weſtchen und ſchlotternden langen
Hoſen, indeſſen ich behauptete, das Koſtum
ſey nur noch zwey Finger breit vom Hans¬
wurſt. Nun ſiehſt Du doch aus wie ein
Menſch, nur fehlt der Zopf, in den ich
Deine Haare einzubinden bitte, ſonſt hält
man Dich denn doch einmal unterweges als
Juden an, und fordert Zoll und Geleite
von Dir.
Felix war indeſſen in die Stube gekom¬
men, und hatte ſich, als man auf ihn nicht
achtete, aufs Kanapee gelegt, und war ein¬
geſchlafen. Was iſt das für ein Wurm?
fragte Werner. Wilhelm hatte in dem Au¬
genblicke den Muth nicht, die Wahrheit zu
ſagen, noch Luſt eine doch immer zweydeu¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/226>, abgerufen am 24.11.2024.
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