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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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mengestellte Laube, die vertrocknet, ehe man
sie verläßt. Alles, was er anzulegen ge¬
dachte, sollte dem Knaben entgegen wachsen,
und alles, was er herstellte, sollte eine Dauer
auf einige Geschlechter haben. In diesem
Sinne waren seine Lehrjahre geendigt, und
mit dem Gefühl des Vaters hatte er auch
alle Tugenden eines Bürgers erworben. Er
fühlte es, und seiner Freude konnte nichts
gleichen. O! der unnöthigen Strenge der
Moral! rief er aus, da die Natur uns auf
ihre liebliche Weise zu allem bildet, was wir
seyn sollen. O! der seltsamen Anforderun¬
gen der bürgerlichen Gesellschaft, die uns
erst verwirrt und mißleitet, und dann mehr
als die Natur selbst von uns fordert. Wehe
jeder Art von Bildung, welche die wirksam¬
sten Mittel wahrer Bildung zerstöhrt, und
uns auf das Ende hinweißt, an statt uns
auf dem Wege selbst zu beglücken.

So

mengeſtellte Laube, die vertrocknet, ehe man
ſie verläßt. Alles, was er anzulegen ge¬
dachte, ſollte dem Knaben entgegen wachſen,
und alles, was er herſtellte, ſollte eine Dauer
auf einige Geſchlechter haben. In dieſem
Sinne waren ſeine Lehrjahre geendigt, und
mit dem Gefühl des Vaters hatte er auch
alle Tugenden eines Bürgers erworben. Er
fühlte es, und ſeiner Freude konnte nichts
gleichen. O! der unnöthigen Strenge der
Moral! rief er aus, da die Natur uns auf
ihre liebliche Weiſe zu allem bildet, was wir
ſeyn ſollen. O! der ſeltſamen Anforderun¬
gen der bürgerlichen Geſellſchaft, die uns
erſt verwirrt und mißleitet, und dann mehr
als die Natur ſelbſt von uns fordert. Wehe
jeder Art von Bildung, welche die wirkſam¬
ſten Mittel wahrer Bildung zerſtöhrt, und
uns auf das Ende hinweißt, an ſtatt uns
auf dem Wege ſelbſt zu beglücken.

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[224/0228] mengeſtellte Laube, die vertrocknet, ehe man ſie verläßt. Alles, was er anzulegen ge¬ dachte, ſollte dem Knaben entgegen wachſen, und alles, was er herſtellte, ſollte eine Dauer auf einige Geſchlechter haben. In dieſem Sinne waren ſeine Lehrjahre geendigt, und mit dem Gefühl des Vaters hatte er auch alle Tugenden eines Bürgers erworben. Er fühlte es, und ſeiner Freude konnte nichts gleichen. O! der unnöthigen Strenge der Moral! rief er aus, da die Natur uns auf ihre liebliche Weiſe zu allem bildet, was wir ſeyn ſollen. O! der ſeltſamen Anforderun¬ gen der bürgerlichen Geſellſchaft, die uns erſt verwirrt und mißleitet, und dann mehr als die Natur ſelbſt von uns fordert. Wehe jeder Art von Bildung, welche die wirkſam¬ ſten Mittel wahrer Bildung zerſtöhrt, und uns auf das Ende hinweißt, an ſtatt uns auf dem Wege ſelbſt zu beglücken. So

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/228>, abgerufen am 24.11.2024.