einzupacken, weil sie noch diese Nacht auf¬ binden wollten, um mit Anbruch des Tages wegzufahren. Wilhelm wußte nicht, was er thun sollte, endlich rief er aus: Du willst nur machen, daß Du aus diesem Hause kommst, unterweges überlegst Du, was zu thun ist, und bleibst allenfalls auf der Hälfte des Weges liegen, schickst einen Bothen zu¬ rück, schreibst was Du Dir nicht zu sagen getraust, und dann mag werden was will. Ohngeachtet dieses Entschlusses brachte er eine schlaflose Nacht zu, nur ein Blick auf den so schön ruhenden Felix gab ihm einige Erquickung. O! rief er aus, wer weiß, was noch für Prüfungen auf mich warten, wer weiß wie sehr mich begangene Fehler noch quälen, wie oft mir gute und vernünftige Plane für die Zukunft mißlingen sollen, aber diesen Schatz, den ich einmal besitze, erhalte mir, du erbittliches, oder unerbittliches Schick¬
Q 2
einzupacken, weil ſie noch dieſe Nacht auf¬ binden wollten, um mit Anbruch des Tages wegzufahren. Wilhelm wußte nicht, was er thun ſollte, endlich rief er aus: Du willſt nur machen, daß Du aus dieſem Hauſe kommſt, unterweges überlegſt Du, was zu thun iſt, und bleibſt allenfalls auf der Hälfte des Weges liegen, ſchickſt einen Bothen zu¬ rück, ſchreibſt was Du Dir nicht zu ſagen getrauſt, und dann mag werden was will. Ohngeachtet dieſes Entſchluſſes brachte er eine ſchlafloſe Nacht zu, nur ein Blick auf den ſo ſchön ruhenden Felix gab ihm einige Erquickung. O! rief er aus, wer weiß, was noch für Prüfungen auf mich warten, wer weiß wie ſehr mich begangene Fehler noch quälen, wie oft mir gute und vernünftige Plane für die Zukunft mißlingen ſollen, aber dieſen Schatz, den ich einmal beſitze, erhalte mir, du erbittliches, oder unerbittliches Schick¬
Q 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0247"n="243"/>
einzupacken, weil ſie noch dieſe Nacht auf¬<lb/>
binden wollten, um mit Anbruch des Tages<lb/>
wegzufahren. Wilhelm wußte nicht, was<lb/>
er thun ſollte, endlich rief er aus: Du willſt<lb/>
nur machen, daß Du aus dieſem Hauſe<lb/>
kommſt, unterweges überlegſt Du, was zu<lb/>
thun iſt, und bleibſt allenfalls auf der Hälfte<lb/>
des Weges liegen, ſchickſt einen Bothen zu¬<lb/>
rück, ſchreibſt was Du Dir nicht zu ſagen<lb/>
getrauſt, und dann mag werden was will.<lb/>
Ohngeachtet dieſes Entſchluſſes brachte er<lb/>
eine ſchlafloſe Nacht zu, nur ein Blick auf<lb/>
den ſo ſchön ruhenden Felix gab ihm einige<lb/>
Erquickung. O! rief er aus, wer weiß, was<lb/>
noch für Prüfungen auf mich warten, wer<lb/>
weiß wie ſehr mich begangene Fehler noch<lb/>
quälen, wie oft mir gute und vernünftige<lb/>
Plane für die Zukunft mißlingen ſollen, aber<lb/>
dieſen Schatz, den ich einmal beſitze, erhalte<lb/>
mir, du erbittliches, oder unerbittliches Schick¬<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Q 2<lb/></fw></p></div></div></div></body></text></TEI>
[243/0247]
einzupacken, weil ſie noch dieſe Nacht auf¬
binden wollten, um mit Anbruch des Tages
wegzufahren. Wilhelm wußte nicht, was
er thun ſollte, endlich rief er aus: Du willſt
nur machen, daß Du aus dieſem Hauſe
kommſt, unterweges überlegſt Du, was zu
thun iſt, und bleibſt allenfalls auf der Hälfte
des Weges liegen, ſchickſt einen Bothen zu¬
rück, ſchreibſt was Du Dir nicht zu ſagen
getrauſt, und dann mag werden was will.
Ohngeachtet dieſes Entſchluſſes brachte er
eine ſchlafloſe Nacht zu, nur ein Blick auf
den ſo ſchön ruhenden Felix gab ihm einige
Erquickung. O! rief er aus, wer weiß, was
noch für Prüfungen auf mich warten, wer
weiß wie ſehr mich begangene Fehler noch
quälen, wie oft mir gute und vernünftige
Plane für die Zukunft mißlingen ſollen, aber
dieſen Schatz, den ich einmal beſitze, erhalte
mir, du erbittliches, oder unerbittliches Schick¬
Q 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/247>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.