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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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einander umgingen, Wilhelm ihm eine so
unvorsichtige und unglückliche Confidenz ge¬
macht habe.

Eines Tages waren sie bey einem solchen
Scherze heiterer als gewöhnlich, als Au¬
gustin auf einmal zur Thüre, die er aufriß,
mit gräßlicher Gebärde herein stürzte; sein
Angesicht war blaß, sein Auge wild, er
schien reden zu wollen, die Sprache ver¬
sagte ihm. Die Gesellschaft entsetzte sich,
Lothario und Jarno, die eine Rückkehr des
Wahnsinns vermutheten, sprangen auf ihn
los, und hielten ihn fest. Stotternd und
dumpf, dann heftig und gewaltsam sprach
und rief er: nicht mich haltet, eilt! helft!
rettet das Kind! Felix ist vergiftet!

Sie ließen ihn los, er eilte zur Thüre
hinaus, und voll Entsetzen drängte sich die
Gesellschaft ihm nach. Man rief nach dem
Arzte, Augustin richtete seine Schritte nach

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einander umgingen, Wilhelm ihm eine ſo
unvorſichtige und unglückliche Confidenz ge¬
macht habe.

Eines Tages waren ſie bey einem ſolchen
Scherze heiterer als gewöhnlich, als Au¬
guſtin auf einmal zur Thüre, die er aufriß,
mit gräßlicher Gebärde herein ſtürzte; ſein
Angeſicht war blaß, ſein Auge wild, er
ſchien reden zu wollen, die Sprache ver¬
ſagte ihm. Die Geſellſchaft entſetzte ſich,
Lothario und Jarno, die eine Rückkehr des
Wahnſinns vermutheten, ſprangen auf ihn
los, und hielten ihn feſt. Stotternd und
dumpf, dann heftig und gewaltſam ſprach
und rief er: nicht mich haltet, eilt! helft!
rettet das Kind! Felix iſt vergiftet!

Sie ließen ihn los, er eilte zur Thüre
hinaus, und voll Entſetzen drängte ſich die
Geſellſchaft ihm nach. Man rief nach dem
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[483/0487] einander umgingen, Wilhelm ihm eine ſo unvorſichtige und unglückliche Confidenz ge¬ macht habe. Eines Tages waren ſie bey einem ſolchen Scherze heiterer als gewöhnlich, als Au¬ guſtin auf einmal zur Thüre, die er aufriß, mit gräßlicher Gebärde herein ſtürzte; ſein Angeſicht war blaß, ſein Auge wild, er ſchien reden zu wollen, die Sprache ver¬ ſagte ihm. Die Geſellſchaft entſetzte ſich, Lothario und Jarno, die eine Rückkehr des Wahnſinns vermutheten, ſprangen auf ihn los, und hielten ihn feſt. Stotternd und dumpf, dann heftig und gewaltſam ſprach und rief er: nicht mich haltet, eilt! helft! rettet das Kind! Felix iſt vergiftet! Sie ließen ihn los, er eilte zur Thüre hinaus, und voll Entſetzen drängte ſich die Geſellſchaft ihm nach. Man rief nach dem Arzte, Auguſtin richtete ſeine Schritte nach H h 2

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/487>, abgerufen am 22.11.2024.