und künftigen Erben meiner Dame oft ins Haus, und belustigten sich mit der Jagd. Auch Lothario war manchmal mit ihnen, ich be¬ merkte gar bald, wie sehr er sich vor allen andern auszeichnete, jedoch ohne die mindeste Beziehung auf mich selbst. Er war gegen alle höflich, und bald schien Lydie seine Aufmerk¬ samkeit auf sich zu ziehen. Ich hatte immer zu thun und war selten bey der Gesellschaft; in seiner Gegenwart sprach ich weniger als gewöhnlich, denn ich will nicht läugnen, daß eine lebhafte Unterhaltung von jeher mir die Würze des Lebens war. Ich sprach mit meinem Vater gern viel über alles was be¬ gegnete. Was man nicht bespricht, bedenkt man nicht recht. Keinem Menschen hatte ich jemals lieber zugehört als Lothario, wenn er von seinen Reisen, von seinen Feldzügen erzählte. Die Welt lag ihm so klar, so of¬ fen da, wie mir die Gegend, in der ich ge¬
und künftigen Erben meiner Dame oft ins Haus, und beluſtigten ſich mit der Jagd. Auch Lothario war manchmal mit ihnen, ich be¬ merkte gar bald, wie ſehr er ſich vor allen andern auszeichnete, jedoch ohne die mindeſte Beziehung auf mich ſelbſt. Er war gegen alle höflich, und bald ſchien Lydie ſeine Aufmerk¬ ſamkeit auf ſich zu ziehen. Ich hatte immer zu thun und war ſelten bey der Geſellſchaft; in ſeiner Gegenwart ſprach ich weniger als gewöhnlich, denn ich will nicht läugnen, daß eine lebhafte Unterhaltung von jeher mir die Würze des Lebens war. Ich ſprach mit meinem Vater gern viel über alles was be¬ gegnete. Was man nicht beſpricht, bedenkt man nicht recht. Keinem Menſchen hatte ich jemals lieber zugehört als Lothario, wenn er von ſeinen Reiſen, von ſeinen Feldzügen erzählte. Die Welt lag ihm ſo klar, ſo of¬ fen da, wie mir die Gegend, in der ich ge¬
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und künftigen Erben meiner Dame oft ins
Haus, und beluſtigten ſich mit der Jagd. Auch
Lothario war manchmal mit ihnen, ich be¬
merkte gar bald, wie ſehr er ſich vor allen
andern auszeichnete, jedoch ohne die mindeſte
Beziehung auf mich ſelbſt. Er war gegen alle
höflich, und bald ſchien Lydie ſeine Aufmerk¬
ſamkeit auf ſich zu ziehen. Ich hatte immer
zu thun und war ſelten bey der Geſellſchaft;
in ſeiner Gegenwart ſprach ich weniger als
gewöhnlich, denn ich will nicht läugnen, daß
eine lebhafte Unterhaltung von jeher mir die
Würze des Lebens war. Ich ſprach mit
meinem Vater gern viel über alles was be¬
gegnete. Was man nicht beſpricht, bedenkt
man nicht recht. Keinem Menſchen hatte
ich jemals lieber zugehört als Lothario, wenn
er von ſeinen Reiſen, von ſeinen Feldzügen
erzählte. Die Welt lag ihm ſo klar, ſo of¬
fen da, wie mir die Gegend, in der ich ge¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/92>, abgerufen am 25.11.2024.
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