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Goethe, Johann Wolfgang von: Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790.

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der künftigen Umbildung desselben gleichfalls
sonderbar verwandelt werden.

§. 24.

Wie nun die Blätter hauptsächlich ihre erste
Nahrung den mehr oder weniger modificirten
wässerigten Theilen zu verdanken haben, welche
sie dem Stamme entziehen, so sind sie ihre grössere
Ausbildung und Verfeinerung dem Lichte und
der Luft schuldig. Wenn wir jene in der
verschlossenen Samenhülle erzeugte Cotyledonen,
mit einem rohen Safte nur gleichsam ausgestopft,
fast gar nicht, oder nur grob organisirt und
ungebildet finden: so zeigen sich uns die Blätter
der Pflanzen welche unter dem Wasser wachsen,
gröber organisirt als andere, der freyen Luft
ausgesezte; ja sogar entwickelt dieselbige Pflan-
zenart glättere und weniger verfeinerte Blätter,
wenn sie in tiefen feuchten Orten wächst; da sie
hingegen, in höhere Gegenden versezt, rauhe,
mit Haaren versehene, feiner ausgearbeitete Blätter
hervorbringt.

§. 25.

Auf gleiche Weise wird die Anastomose der
aus den Rippen entspringenden und sieh mit


der künftigen Umbildung deſſelben gleichfalls
ſonderbar verwandelt werden.

§. 24.

Wie nun die Blätter hauptſächlich ihre erſte
Nahrung den mehr oder weniger modificirten
wäſſerigten Theilen zu verdanken haben, welche
ſie dem Stamme entziehen, ſo ſind ſie ihre gröſsere
Ausbildung und Verfeinerung dem Lichte und
der Luft ſchuldig. Wenn wir jene in der
verſchloſsenen Samenhülle erzeugte Cotyledonen,
mit einem rohen Safte nur gleichſam ausgeſtopft,
faſt gar nicht, oder nur grob organiſirt und
ungebildet finden: ſo zeigen ſich uns die Blätter
der Pflanzen welche unter dem Waſser wachſen,
gröber organiſirt als andere, der freyen Luft
ausgeſezte; ja ſogar entwickelt dieſelbige Pflan-
zenart glättere und weniger verfeinerte Blätter,
wenn ſie in tiefen feuchten Orten wächſt; da ſie
hingegen, in höhere Gegenden verſezt, rauhe,
mit Haaren verſehene, feiner ausgearbeitete Blätter
hervorbringt.

§. 25.

Auf gleiche Weiſe wird die Anaſtomoſe der
aus den Rippen entſpringenden und ſieh mit

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[15/0030] der künftigen Umbildung deſſelben gleichfalls ſonderbar verwandelt werden. §. 24. Wie nun die Blätter hauptſächlich ihre erſte Nahrung den mehr oder weniger modificirten wäſſerigten Theilen zu verdanken haben, welche ſie dem Stamme entziehen, ſo ſind ſie ihre gröſsere Ausbildung und Verfeinerung dem Lichte und der Luft ſchuldig. Wenn wir jene in der verſchloſsenen Samenhülle erzeugte Cotyledonen, mit einem rohen Safte nur gleichſam ausgeſtopft, faſt gar nicht, oder nur grob organiſirt und ungebildet finden: ſo zeigen ſich uns die Blätter der Pflanzen welche unter dem Waſser wachſen, gröber organiſirt als andere, der freyen Luft ausgeſezte; ja ſogar entwickelt dieſelbige Pflan- zenart glättere und weniger verfeinerte Blätter, wenn ſie in tiefen feuchten Orten wächſt; da ſie hingegen, in höhere Gegenden verſezt, rauhe, mit Haaren verſehene, feiner ausgearbeitete Blätter hervorbringt. §. 25. Auf gleiche Weiſe wird die Anaſtomoſe der aus den Rippen entſpringenden und ſieh mit

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_metamorphose_1790/30>, abgerufen am 23.11.2024.