Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite


vorzüglich befördern. Man hat die, aus den
Blättern mehrerer Pflanzen, ja aus den Hölungen
der Rohre entwickelten Luftarten untersucht, und
sich also vollkommen überzeugen können.

§. 27.

Wir bemerken bey mehreren Pflanzen dass
ein Knoten aus dem andern entspringt. Bey
Stengeln welche von Knoten zu Knoten geschlossen
sind, bey den Cerealien, den Gräsern, Rohren,
ist es in die Augen fallend; nicht eben so
sehr bey andern Pflanzen, welche in der Mitte
durchaus hohl und mit einem Mark oder vielmehr
einem zelligten Gewebe ausgefüllt erscheinen. Da
man nun aber diesem ehemals sogenannten Mark
seinen bisher behaupteten Rang, neben den andern
inneren Theilen der Pflanze, und wie uns scheint,
mit überwiegenden Gründen, streitig gemacht (a),
ihm den scheinbar behaupteten Einfluss in das
Wachsthum abgesprochen und der innern Seite
der zweiten Rinde, dem sogenannten Fleisch, alle
Trieb- und Hervorbringungskraft zu zuschreiben
nicht gezweifelt hat: so wird man sich gegenwärtig

(a) Hedwig, in des Leipziger Magazins drittem Stück.
B


vorzüglich befördern. Man hat die, aus den
Blättern mehrerer Pflanzen, ja aus den Hölungen
der Rohre entwickelten Luftarten unterſucht, und
ſich alſo vollkommen überzeugen können.

§. 27.

Wir bemerken bey mehreren Pflanzen daſs
ein Knoten aus dem andern entſpringt. Bey
Stengeln welche von Knoten zu Knoten geſchloſſen
ſind, bey den Cerealien, den Gräſern, Rohren,
iſt es in die Augen fallend; nicht eben ſo
ſehr bey andern Pflanzen, welche in der Mitte
durchaus hohl und mit einem Mark oder vielmehr
einem zelligten Gewebe ausgefüllt erſcheinen. Da
man nun aber dieſem ehemals ſogenannten Mark
ſeinen bisher behaupteten Rang, neben den andern
inneren Theilen der Pflanze, und wie uns ſcheint,
mit überwiegenden Gründen, ſtreitig gemacht (a),
ihm den ſcheinbar behaupteten Einfluſs in das
Wachsthum abgeſprochen und der innern Seite
der zweiten Rinde, dem ſogenannten Fleiſch, alle
Trieb- und Hervorbringungskraft zu zuſchreiben
nicht gezweifelt hat: ſo wird man ſich gegenwärtig

(a) Hedwig, in des Leipziger Magazins drittem Stück.
B
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0032" n="17"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/> vorzüglich befördern. Man hat die, aus den<lb/>
Blättern mehrerer Pflanzen, ja aus den Hölungen<lb/>
der Rohre entwickelten Luftarten unter&#x017F;ucht, und<lb/>
&#x017F;ich al&#x017F;o vollkommen überzeugen können.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#c">§. 27.</hi> </head><lb/>
          <p>Wir bemerken bey mehreren Pflanzen da&#x017F;s<lb/>
ein Knoten aus dem andern ent&#x017F;pringt. Bey<lb/>
Stengeln welche von Knoten zu Knoten ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ind, bey den Cerealien, den Grä&#x017F;ern, Rohren,<lb/>
i&#x017F;t es in die Augen fallend; nicht eben &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ehr bey andern Pflanzen, welche in der Mitte<lb/>
durchaus hohl und mit einem Mark oder vielmehr<lb/>
einem zelligten Gewebe ausgefüllt er&#x017F;cheinen. Da<lb/>
man nun aber die&#x017F;em ehemals &#x017F;ogenannten Mark<lb/>
&#x017F;einen bisher behaupteten Rang, neben den andern<lb/>
inneren Theilen der Pflanze, und wie uns &#x017F;cheint,<lb/>
mit überwiegenden Gründen, &#x017F;treitig gemacht <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#i">Hedwig</hi>, in des Leipziger Magazins drittem Stück.</note>,<lb/>
ihm den &#x017F;cheinbar behaupteten Einflu&#x017F;s in das<lb/>
Wachsthum abge&#x017F;prochen und der innern Seite<lb/>
der zweiten Rinde, dem &#x017F;ogenannten Flei&#x017F;ch, alle<lb/>
Trieb- und Hervorbringungskraft zu zu&#x017F;chreiben<lb/>
nicht gezweifelt hat: &#x017F;o wird man &#x017F;ich gegenwärtig<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0032] vorzüglich befördern. Man hat die, aus den Blättern mehrerer Pflanzen, ja aus den Hölungen der Rohre entwickelten Luftarten unterſucht, und ſich alſo vollkommen überzeugen können. §. 27. Wir bemerken bey mehreren Pflanzen daſs ein Knoten aus dem andern entſpringt. Bey Stengeln welche von Knoten zu Knoten geſchloſſen ſind, bey den Cerealien, den Gräſern, Rohren, iſt es in die Augen fallend; nicht eben ſo ſehr bey andern Pflanzen, welche in der Mitte durchaus hohl und mit einem Mark oder vielmehr einem zelligten Gewebe ausgefüllt erſcheinen. Da man nun aber dieſem ehemals ſogenannten Mark ſeinen bisher behaupteten Rang, neben den andern inneren Theilen der Pflanze, und wie uns ſcheint, mit überwiegenden Gründen, ſtreitig gemacht (a), ihm den ſcheinbar behaupteten Einfluſs in das Wachsthum abgeſprochen und der innern Seite der zweiten Rinde, dem ſogenannten Fleiſch, alle Trieb- und Hervorbringungskraft zu zuſchreiben nicht gezweifelt hat: ſo wird man ſich gegenwärtig (a) Hedwig, in des Leipziger Magazins drittem Stück. B

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Es existieren zwei Drucke des "Versuchs" von 1790… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_metamorphose_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_metamorphose_1790/32
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_metamorphose_1790/32>, abgerufen am 03.12.2024.