Es ist bekannt, dass ein solches Auge in seinen Wirkungen eine grosse Aehnlichkeit mit dem reifen Samen hat; und dass oft in jenem noch mehr als in diesem die ganze Gestalt der künftigen Pflanze erkannt werden kann.
§. 88.
Ob sich gleich an dem Auge ein Wurzelpunct so leicht nicht bemerken lässt, so ist doch derselbe eben so darin wie in dem Samen gegenwärtig, und entwickelt sich, besonders durch feuchte Einflüsse, leicht und schnell.
§. 89.
Das Auge bedarf keiner Cotyledonen; weil es mit seiner schon völlig organisirten Mutterpflanze zusammenhängt, und aus derselbigen, so lang es mit ihr verbunden ist, oder, nach der Trennung, von der neuen Pflanze auf welche man es gebracht hat; oder durch die alsobald gebildeten Wurzeln, wenn man einen Zweig in die Erde bringt, hinreichende Nahrung erhält.
§. 87.
Es iſt bekannt, daſs ein ſolches Auge in ſeinen Wirkungen eine groſse Aehnlichkeit mit dem reifen Samen hat; und daſs oft in jenem noch mehr als in dieſem die ganze Geſtalt der künftigen Pflanze erkannt werden kann.
§. 88.
Ob ſich gleich an dem Auge ein Wurzelpunct ſo leicht nicht bemerken läſst, ſo iſt doch derſelbe eben ſo darin wie in dem Samen gegenwärtig, und entwickelt ſich, beſonders durch feuchte Einflüſse, leicht und ſchnell.
§. 89.
Das Auge bedarf keiner Cotyledonen; weil es mit ſeiner ſchon völlig organiſirten Mutterpflanze zuſammenhängt, und aus derſelbigen, ſo lang es mit ihr verbunden iſt, oder, nach der Trennung, von der neuen Pflanze auf welche man es gebracht hat; oder durch die alſobald gebildeten Wurzeln, wenn man einen Zweig in die Erde bringt, hinreichende Nahrung erhält.
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[60/0075]
§. 87.
Es iſt bekannt, daſs ein ſolches Auge in ſeinen
Wirkungen eine groſse Aehnlichkeit mit dem
reifen Samen hat; und daſs oft in jenem noch
mehr als in dieſem die ganze Geſtalt der künftigen
Pflanze erkannt werden kann.
§. 88.
Ob ſich gleich an dem Auge ein Wurzelpunct
ſo leicht nicht bemerken läſst, ſo iſt doch derſelbe
eben ſo darin wie in dem Samen gegenwärtig,
und entwickelt ſich, beſonders durch feuchte
Einflüſse, leicht und ſchnell.
§. 89.
Das Auge bedarf keiner Cotyledonen; weil
es mit ſeiner ſchon völlig organiſirten Mutterpflanze
zuſammenhängt, und aus derſelbigen, ſo lang es
mit ihr verbunden iſt, oder, nach der Trennung,
von der neuen Pflanze auf welche man es gebracht
hat; oder durch die alſobald gebildeten Wurzeln,
wenn man einen Zweig in die Erde bringt,
hinreichende Nahrung erhält.
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Es existieren zwei Drucke des "Versuchs" von 1790… [mehr]
Es existieren zwei Drucke des "Versuchs" von 1790. Nach Waltraud Hagen (Die Drucke von Goethes Werken) umfassen diese in der Erstausgabe (Hagen S. 211) 86 Seiten und in einer zweiten Ausgabe aus dem gleichen Jahr (Hagen S. 212) 79 Seiten. Für das Deutsche Textarchiv wurde die 86-seitige Ausgabe zu grunde gelegte.
Goethe, Johann Wolfgang von: Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_metamorphose_1790/75>, abgerufen am 19.02.2025.
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