ungen aufgestellt. Seinem scharfen Blick konnten die Bemerkungen, welche auch gegenwärtigen Vortrag veranlasst, nicht entgehen. Und wenn wir nunmehr da fortschreiten können wo er stehen blieb, so sind wir es den gemeinschaftlichen Bemühungen so vieler Beobachter und Denker schuldig, welche manches Hinderniss aus dem Wege geräumt, manches Vorurtheil zerstreut haben. Eine genaue Vergleichung seiner Theorie und des oben ausgeführten würde uns hier zu lange aufhalten. Kenner werden sie leicht selbst machen, und sie müsste zu umständlich seyn, um denen anschaulich zu werden die über diesen Gegenstand noch nicht gedacht haben. Nur bemerken wir kürzlich was ihn hinderte weiter fort und bis ans Ziel zu schreiten.
§. 109.
Er machte seine Bemerkung zuerst an Bäumen, diesen zusammengesezten und lange daurenden Pflanzen. Er beobachtete, dass ein Baum, in einem weitern Gefässe überflüssig genährt, mehrere Jahre hintereinander Zweige aus Zweigen hervor- bringe, da derselbe, in ein engeres Gefäss ein-
ungen aufgeſtellt. Seinem ſcharfen Blick konnten die Bemerkungen, welche auch gegenwärtigen Vortrag veranlaſst, nicht entgehen. Und wenn wir nunmehr da fortſchreiten können wo er ſtehen blieb, ſo ſind wir es den gemeinſchaftlichen Bemühungen ſo vieler Beobachter und Denker ſchuldig, welche manches Hinderniſs aus dem Wege geräumt, manches Vorurtheil zerſtreut haben. Eine genaue Vergleichung ſeiner Theorie und des oben ausgeführten würde uns hier zu lange aufhalten. Kenner werden ſie leicht ſelbſt machen, und ſie müſste zu umſtändlich ſeyn, um denen anſchaulich zu werden die über dieſen Gegenſtand noch nicht gedacht haben. Nur bemerken wir kürzlich was ihn hinderte weiter fort und bis ans Ziel zu ſchreiten.
§. 109.
Er machte ſeine Bemerkung zuerſt an Bäumen, dieſen zuſammengeſezten und lange daurenden Pflanzen. Er beobachtete, daſs ein Baum, in einem weitern Gefäſse überflüſsig genährt, mehrere Jahre hintereinander Zweige aus Zweigen hervor- bringe, da derſelbe, in ein engeres Gefäſs ein-
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[74/0089]
ungen aufgeſtellt. Seinem ſcharfen Blick konnten
die Bemerkungen, welche auch gegenwärtigen
Vortrag veranlaſst, nicht entgehen. Und wenn
wir nunmehr da fortſchreiten können wo er ſtehen
blieb, ſo ſind wir es den gemeinſchaftlichen
Bemühungen ſo vieler Beobachter und Denker
ſchuldig, welche manches Hinderniſs aus dem
Wege geräumt, manches Vorurtheil zerſtreut
haben. Eine genaue Vergleichung ſeiner Theorie
und des oben ausgeführten würde uns hier zu
lange aufhalten. Kenner werden ſie leicht ſelbſt
machen, und ſie müſste zu umſtändlich ſeyn,
um denen anſchaulich zu werden die über dieſen
Gegenſtand noch nicht gedacht haben. Nur
bemerken wir kürzlich was ihn hinderte weiter
fort und bis ans Ziel zu ſchreiten.
§. 109.
Er machte ſeine Bemerkung zuerſt an Bäumen,
dieſen zuſammengeſezten und lange daurenden
Pflanzen. Er beobachtete, daſs ein Baum, in
einem weitern Gefäſse überflüſsig genährt, mehrere
Jahre hintereinander Zweige aus Zweigen hervor-
bringe, da derſelbe, in ein engeres Gefäſs ein-
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Es existieren zwei Drucke des "Versuchs" von 1790… [mehr]
Es existieren zwei Drucke des "Versuchs" von 1790. Nach Waltraud Hagen (Die Drucke von Goethes Werken) umfassen diese in der Erstausgabe (Hagen S. 211) 86 Seiten und in einer zweiten Ausgabe aus dem gleichen Jahr (Hagen S. 212) 79 Seiten. Für das Deutsche Textarchiv wurde die 86-seitige Ausgabe zu grunde gelegte.
Goethe, Johann Wolfgang von: Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_metamorphose_1790/89>, abgerufen am 19.02.2025.
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