Gerne hätt' er einmal sich satt an Hühnern gegessen. Und damit ich ihn tüchtig betröge, beschrieb ich ihm ernstlich Einen Balken, auf dem sich ein Hahn des Abends gewöhnlich Neben sieben Hühnern zu setzen pflegte. Da führt ich Ihn im stillen bey Nacht, es hatte zwölfe geschlagen. Und der Laden des Fensters, mit leichter Latte gestützet, Stand (ich wußt es) noch offen, ich that als wollt ich hinein gehn. Aber ich schmiegte mich an, und ließ dem Oheim den Vortritt. Gehet frey nur hinein, so sagt ich, wollt ihr gewinnen, Seyd geschäftig, es gilt! ihr findet gemästete Hennen.
Gerne haͤtt' er einmal sich satt an Huͤhnern gegessen. Und damit ich ihn tuͤchtig betroͤge, beschrieb ich ihm ernstlich Einen Balken, auf dem sich ein Hahn des Abends gewoͤhnlich Neben sieben Huͤhnern zu setzen pflegte. Da fuͤhrt ich Ihn im stillen bey Nacht, es hatte zwoͤlfe geschlagen. Und der Laden des Fensters, mit leichter Latte gestuͤtzet, Stand (ich wußt es) noch offen, ich that als wollt ich hinein gehn. Aber ich schmiegte mich an, und ließ dem Oheim den Vortritt. Gehet frey nur hinein, so sagt ich, wollt ihr gewinnen, Seyd geschaͤftig, es gilt! ihr findet gemaͤstete Hennen.
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[108/0116]
Gerne haͤtt' er einmal sich satt an Huͤhnern
gegessen.
Und damit ich ihn tuͤchtig betroͤge, beschrieb
ich ihm ernstlich
Einen Balken, auf dem sich ein Hahn des
Abends gewoͤhnlich
Neben sieben Huͤhnern zu setzen pflegte. Da
fuͤhrt ich
Ihn im stillen bey Nacht, es hatte zwoͤlfe
geschlagen.
Und der Laden des Fensters, mit leichter Latte
gestuͤtzet,
Stand (ich wußt es) noch offen, ich that als
wollt ich hinein gehn.
Aber ich schmiegte mich an, und ließ dem
Oheim den Vortritt.
Gehet frey nur hinein, so sagt ich, wollt ihr
gewinnen,
Seyd geschaͤftig, es gilt! ihr findet gemaͤstete
Hennen.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/116>, abgerufen am 25.11.2024.
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