Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).Höret nun weiter vom Spiegel! daran die Stelle des Glases, Ein Beryll vertrat von großer Klarheit und Schönheit; Alles zeigte sich drin und wenn es meilenweit vorging, War es Tag oder Nacht; und hatte jemand im Antlitz Einen Fehler, wie er auch war, ein Fleckchen im Auge, Durft er sich nur im Spiegel besehn, so gin- gen von Stund an Alle Mängel hinweg und alle fremde Ge- brechen. Ists ein Wunder, daß mich es verdrießt, den Spiegel zu missen? Und es war ein köstliches Holz zur Fassung der Tafel, Sethym, heißt es, genommen, von festem, glänzendem Wuchse, Hoͤret nun weiter vom Spiegel! daran die Stelle des Glases, Ein Beryll vertrat von großer Klarheit und Schoͤnheit; Alles zeigte sich drin und wenn es meilenweit vorging, War es Tag oder Nacht; und hatte jemand im Antlitz Einen Fehler, wie er auch war, ein Fleckchen im Auge, Durft er sich nur im Spiegel besehn, so gin- gen von Stund an Alle Maͤngel hinweg und alle fremde Ge- brechen. Ists ein Wunder, daß mich es verdrießt, den Spiegel zu missen? Und es war ein koͤstliches Holz zur Fassung der Tafel, Sethym, heißt es, genommen, von festem, glaͤnzendem Wuchse, <TEI> <text> <body> <div> <div type="poem"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0371" n="363"/> <lg n="11"> <l>Hoͤret nun weiter vom Spiegel! daran die<lb/><space dim="horizontal"/>Stelle des Glases,</l><lb/> <l>Ein Beryll vertrat von großer Klarheit und<lb/><space dim="horizontal"/>Schoͤnheit;</l><lb/> <l>Alles zeigte sich drin und wenn es meilenweit<lb/><space dim="horizontal"/>vorging,</l><lb/> <l>War es Tag oder Nacht; und hatte jemand<lb/><space dim="horizontal"/>im Antlitz</l><lb/> <l>Einen Fehler, wie er auch war, ein Fleckchen<lb/><space dim="horizontal"/>im Auge,</l><lb/> <l>Durft er sich nur im Spiegel besehn, so gin-<lb/><space dim="horizontal"/>gen von Stund an</l><lb/> <l>Alle Maͤngel hinweg und alle fremde Ge-<lb/><space dim="horizontal"/>brechen.</l><lb/> <l>Ists ein Wunder, daß mich es verdrießt, den<lb/><space dim="horizontal"/>Spiegel zu missen?</l><lb/> <l>Und es war ein koͤstliches Holz zur Fassung<lb/><space dim="horizontal"/>der Tafel,</l><lb/> <l>Sethym, heißt es, genommen, von festem,<lb/><space dim="horizontal"/>glaͤnzendem Wuchse,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [363/0371]
Hoͤret nun weiter vom Spiegel! daran die
Stelle des Glases,
Ein Beryll vertrat von großer Klarheit und
Schoͤnheit;
Alles zeigte sich drin und wenn es meilenweit
vorging,
War es Tag oder Nacht; und hatte jemand
im Antlitz
Einen Fehler, wie er auch war, ein Fleckchen
im Auge,
Durft er sich nur im Spiegel besehn, so gin-
gen von Stund an
Alle Maͤngel hinweg und alle fremde Ge-
brechen.
Ists ein Wunder, daß mich es verdrießt, den
Spiegel zu missen?
Und es war ein koͤstliches Holz zur Fassung
der Tafel,
Sethym, heißt es, genommen, von festem,
glaͤnzendem Wuchse,
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