Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).Gieremund sagte darauf: In eurem Treiben und Wesen Ist nur Schalkheit, wir wissen es wohl, und Lügen und Trügen, Büberey, Täuschung und Trotz, wer euren verfänglichen Reden Glaubt, wird sicher am Ende beschädiget, im- mer gebraucht ihr Lose verworrene Worte. So hab' ichs am Borne gefunden. Denn zwey Eimer hingen daran, ihr hattet in einen, Weiß ich warum? euch gesetzt und war't her- nieder gefahren, Nun vermochtet ihr nicht euch selber wieder zu heben Und ihr klagtet gewaltig. Des Morgens kam ich zum Brunnen, Fragte: wer bracht euch herein? Ihr sagtet: kommt ihr doch eben, Gieremund sagte darauf: In eurem Treiben und Wesen Ist nur Schalkheit, wir wissen es wohl, und Luͤgen und Truͤgen, Buͤberey, Taͤuschung und Trotz, wer euren verfaͤnglichen Reden Glaubt, wird sicher am Ende beschaͤdiget, im- mer gebraucht ihr Lose verworrene Worte. So hab' ichs am Borne gefunden. Denn zwey Eimer hingen daran, ihr hattet in einen, Weiß ich warum? euch gesetzt und war't her- nieder gefahren, Nun vermochtet ihr nicht euch selber wieder zu heben Und ihr klagtet gewaltig. Des Morgens kam ich zum Brunnen, Fragte: wer bracht euch herein? Ihr sagtet: kommt ihr doch eben, <TEI> <text> <body> <div> <div type="poem"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0423" n="415"/> <lg n="3"> <l>Gieremund sagte darauf: In eurem Treiben<lb/><space dim="horizontal"/>und Wesen</l><lb/> <l>Ist nur Schalkheit, wir wissen es wohl, und<lb/><space dim="horizontal"/>Luͤgen und Truͤgen,</l><lb/> <l>Buͤberey, Taͤuschung und Trotz, wer euren<lb/><space dim="horizontal"/>verfaͤnglichen Reden</l><lb/> <l>Glaubt, wird sicher am Ende beschaͤdiget, im-<lb/><space dim="horizontal"/>mer gebraucht ihr</l><lb/> <l>Lose verworrene Worte. So hab' ichs am<lb/><space dim="horizontal"/>Borne gefunden.</l><lb/> <l>Denn zwey Eimer hingen daran, ihr hattet in<lb/><space dim="horizontal"/>einen,</l><lb/> <l>Weiß ich warum? euch gesetzt und war't her-<lb/><space dim="horizontal"/>nieder gefahren,</l><lb/> <l>Nun vermochtet ihr nicht euch selber wieder<lb/><space dim="horizontal"/>zu heben</l><lb/> <l>Und ihr klagtet gewaltig. Des Morgens kam<lb/><space dim="horizontal"/>ich zum Brunnen,</l><lb/> <l>Fragte: wer bracht euch herein? Ihr sagtet:<lb/><space dim="horizontal"/>kommt ihr doch eben,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [415/0423]
Gieremund sagte darauf: In eurem Treiben
und Wesen
Ist nur Schalkheit, wir wissen es wohl, und
Luͤgen und Truͤgen,
Buͤberey, Taͤuschung und Trotz, wer euren
verfaͤnglichen Reden
Glaubt, wird sicher am Ende beschaͤdiget, im-
mer gebraucht ihr
Lose verworrene Worte. So hab' ichs am
Borne gefunden.
Denn zwey Eimer hingen daran, ihr hattet in
einen,
Weiß ich warum? euch gesetzt und war't her-
nieder gefahren,
Nun vermochtet ihr nicht euch selber wieder
zu heben
Und ihr klagtet gewaltig. Des Morgens kam
ich zum Brunnen,
Fragte: wer bracht euch herein? Ihr sagtet:
kommt ihr doch eben,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Friedrich von Fuchs, Reineke-Fuchs-Sammlung: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-09-02T14:50:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-09-02T14:50:32Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |