Reinecke sprang hindurch; allein er mußte sich zwängen, Denn die Spalte war eng; und eilig steckte die Wölfin, Groß und stark, wie sie war, den Kopf in die Spalte, sie drängte, Schob und brach und zog und wollte folgen, und immer Klemmte sie tiefer sich ein und konnte nicht vorwärts noch rückwärts. Da das Reinecke sah, lief er zur anderen Seite Krummen Weges herein und kam und macht ihr zu schaffen. Aber sie ließ es an Worten nicht fehlen, sie schalt ihn: du handelst Als ein Schelm! Ein Dieb! und Reinecke sagte dagegen: Ist es noch niemals geschehn, so mag es jetzo geschehen.
F 2
Reinecke sprang hindurch; allein er mußte sich zwaͤngen, Denn die Spalte war eng; und eilig steckte die Woͤlfin, Groß und stark, wie sie war, den Kopf in die Spalte, sie draͤngte, Schob und brach und zog und wollte folgen, und immer Klemmte sie tiefer sich ein und konnte nicht vorwaͤrts noch ruͤckwaͤrts. Da das Reinecke sah, lief er zur anderen Seite Krummen Weges herein und kam und macht ihr zu schaffen. Aber sie ließ es an Worten nicht fehlen, sie schalt ihn: du handelst Als ein Schelm! Ein Dieb! und Reinecke sagte dagegen: Ist es noch niemals geschehn, so mag es jetzo geschehen.
F 2
<TEI><text><body><div><divtype="poem"><lgtype="poem"><lgn="2"><pbfacs="#f0091"n="83"/><l>Reinecke sprang hindurch; allein er mußte sich<lb/><spacedim="horizontal"/>zwaͤngen,</l><lb/><l>Denn die Spalte war eng; und eilig steckte die<lb/><spacedim="horizontal"/>Woͤlfin,</l><lb/><l>Groß und stark, wie sie war, den Kopf in die<lb/><spacedim="horizontal"/>Spalte, sie draͤngte,</l><lb/><l>Schob und brach und zog und wollte folgen,<lb/><spacedim="horizontal"/>und immer</l><lb/><l>Klemmte sie tiefer sich ein und konnte nicht<lb/><spacedim="horizontal"/>vorwaͤrts noch ruͤckwaͤrts.</l><lb/><l>Da das Reinecke sah, lief er zur anderen<lb/><spacedim="horizontal"/>Seite</l><lb/><l>Krummen Weges herein und kam und macht<lb/><spacedim="horizontal"/>ihr zu schaffen.</l><lb/><l>Aber sie ließ es an Worten nicht fehlen, sie<lb/><spacedim="horizontal"/>schalt ihn: du handelst</l><lb/><l>Als ein Schelm! Ein Dieb! und Reinecke sagte<lb/><spacedim="horizontal"/>dagegen:</l><lb/><l>Ist es noch niemals geschehn, so mag es jetzo<lb/><spacedim="horizontal"/>geschehen.</l><lb/><fwtype="sig"place="bottom">F 2</fw></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[83/0091]
Reinecke sprang hindurch; allein er mußte sich
zwaͤngen,
Denn die Spalte war eng; und eilig steckte die
Woͤlfin,
Groß und stark, wie sie war, den Kopf in die
Spalte, sie draͤngte,
Schob und brach und zog und wollte folgen,
und immer
Klemmte sie tiefer sich ein und konnte nicht
vorwaͤrts noch ruͤckwaͤrts.
Da das Reinecke sah, lief er zur anderen
Seite
Krummen Weges herein und kam und macht
ihr zu schaffen.
Aber sie ließ es an Worten nicht fehlen, sie
schalt ihn: du handelst
Als ein Schelm! Ein Dieb! und Reinecke sagte
dagegen:
Ist es noch niemals geschehn, so mag es jetzo
geschehen.
F 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Friedrich von Fuchs, Reineke-Fuchs-Sammlung: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-09-02T14:50:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-09-02T14:50:32Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: dokumentiert;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
Kolumnentitel: gekennzeichnet;
Kustoden: gekennzeichnet;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/91>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.