Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Ein Schauspiel. Dann stünden sie für Einen Mann, und gingenMit Macht und Glück und Lust durch's Leben hin. So hofft' ich selbst, nun seh' ich wohl umsonst. Der Zwist von heute, sey er wie er sey, Ist beyzulegen; doch das sichert uns Nicht für die Zukunft, für den Morgen nicht. Es wär' am besten, dächt' ich, Tasso reis'te Auf eine Zeit von hier; er könnte ja Nach Rom, auch nach Florenz sich wenden; dort Träf' ich in wenig Wochen ihn, und könnte Auf sein Gemüth als eine Freundinn wirken. Du würdest hier indessen den Antonio, Der uns so fremd geworden, dir auf's neue Und deinen Freunden näher bringen; so Gewährte das, was itzt unmöglich scheint, Die gute Zeit vielleicht, die vieles gibt. Prinzessinn. Du willst dich in Genuß, o Freundinn, setzen, Ich soll entbehren; heißt das billig seyn? Ein Schauſpiel. Dann ſtünden ſie für Einen Mann, und gingenMit Macht und Glück und Luſt durch’s Leben hin. So hofft’ ich ſelbſt, nun ſeh’ ich wohl umſonſt. Der Zwiſt von heute, ſey er wie er ſey, Iſt beyzulegen; doch das ſichert uns Nicht für die Zukunft, für den Morgen nicht. Es wär’ am beſten, dächt’ ich, Taſſo reiſ’te Auf eine Zeit von hier; er könnte ja Nach Rom, auch nach Florenz ſich wenden; dort Träf’ ich in wenig Wochen ihn, und könnte Auf ſein Gemüth als eine Freundinn wirken. Du würdeſt hier indeſſen den Antonio, Der uns ſo fremd geworden, dir auf’s neue Und deinen Freunden näher bringen; ſo Gewährte das, was itzt unmöglich ſcheint, Die gute Zeit vielleicht, die vieles gibt. Prinzeſſinn. Du willſt dich in Genuß, o Freundinn, ſetzen, Ich ſoll entbehren; heißt das billig ſeyn? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#LEO"> <p><pb facs="#f0119" n="111"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ein Schauſpiel</hi>.</fw><lb/> Dann ſtünden ſie für Einen Mann, und gingen<lb/> Mit Macht und Glück und Luſt durch’s Leben<lb/> hin.<lb/> So hofft’ ich ſelbſt, nun ſeh’ ich wohl umſonſt.<lb/> Der Zwiſt von heute, ſey er wie er ſey,<lb/> Iſt beyzulegen; doch das ſichert uns<lb/> Nicht für die Zukunft, für den Morgen nicht.<lb/> Es wär’ am beſten, dächt’ ich, Taſſo reiſ’te<lb/> Auf eine Zeit von hier; er könnte ja<lb/> Nach Rom, auch nach Florenz ſich wenden;<lb/> dort<lb/> Träf’ ich in wenig Wochen ihn, und könnte<lb/> Auf ſein Gemüth als eine Freundinn wirken.<lb/> Du würdeſt hier indeſſen den Antonio,<lb/> Der uns ſo fremd geworden, dir auf’s neue<lb/> Und deinen Freunden näher bringen; ſo<lb/> Gewährte das, was itzt unmöglich ſcheint,<lb/> Die gute Zeit vielleicht, die vieles gibt.</p> </sp><lb/> <sp who="#PRI"> <speaker><hi rendition="#g">Prinzeſſinn</hi>.</speaker><lb/> <p>Du willſt dich in Genuß, o Freundinn, ſetzen,<lb/> Ich ſoll entbehren; heißt das billig ſeyn?</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [111/0119]
Ein Schauſpiel.
Dann ſtünden ſie für Einen Mann, und gingen
Mit Macht und Glück und Luſt durch’s Leben
hin.
So hofft’ ich ſelbſt, nun ſeh’ ich wohl umſonſt.
Der Zwiſt von heute, ſey er wie er ſey,
Iſt beyzulegen; doch das ſichert uns
Nicht für die Zukunft, für den Morgen nicht.
Es wär’ am beſten, dächt’ ich, Taſſo reiſ’te
Auf eine Zeit von hier; er könnte ja
Nach Rom, auch nach Florenz ſich wenden;
dort
Träf’ ich in wenig Wochen ihn, und könnte
Auf ſein Gemüth als eine Freundinn wirken.
Du würdeſt hier indeſſen den Antonio,
Der uns ſo fremd geworden, dir auf’s neue
Und deinen Freunden näher bringen; ſo
Gewährte das, was itzt unmöglich ſcheint,
Die gute Zeit vielleicht, die vieles gibt.
Prinzeſſinn.
Du willſt dich in Genuß, o Freundinn, ſetzen,
Ich ſoll entbehren; heißt das billig ſeyn?
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