Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite
Torquato Tasso
Ich bin geschwätzig, und verbärge besser
Auch selbst vor dir, wie schwach ich bin und
krank.
Leonore.
Die Krankheit des Gemüthes löset sich
In Klagen und Vertraun am leicht'sten auf.
Prinzessinn.
Wenn das Vertrauen heilt, so heil' ich bald;
Ich hab' es rein und hab' es ganz zu dir.
Ach, meine Freundinn! Zwar ich bin ent-
schlossen,
Er scheide nur! allein ich fühle schon
Den langen ausgedehnten Schmerz der Tage,
wenn
Ich nun entbehren soll, was mich erfreute.
Die Sonne hebt von meinen Augenliedern
Nicht mehr sein schön verklärtes Traumbild
auf;
Die Hoffnung ihn zu sehen füllt nicht mehr
Den kaum erwachten Geist mit froher Sehn-
sucht;
Torquato Taſſo
Ich bin geſchwätzig, und verbärge beſſer
Auch ſelbſt vor dir, wie ſchwach ich bin und
krank.
Leonore.
Die Krankheit des Gemüthes löſet ſich
In Klagen und Vertraun am leicht’ſten auf.
Prinzeſſinn.
Wenn das Vertrauen heilt, ſo heil’ ich bald;
Ich hab’ es rein und hab’ es ganz zu dir.
Ach, meine Freundinn! Zwar ich bin ent-
ſchloſſen,
Er ſcheide nur! allein ich fühle ſchon
Den langen ausgedehnten Schmerz der Tage,
wenn
Ich nun entbehren ſoll, was mich erfreute.
Die Sonne hebt von meinen Augenliedern
Nicht mehr ſein ſchön verklärtes Traumbild
auf;
Die Hoffnung ihn zu ſehen füllt nicht mehr
Den kaum erwachten Geiſt mit froher Sehn-
ſucht;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#PRI">
              <p><pb facs="#f0128" n="120"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Torquato Ta&#x017F;&#x017F;o</hi></fw><lb/>
Ich bin ge&#x017F;chwätzig, und verbärge be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Auch &#x017F;elb&#x017F;t vor dir, wie &#x017F;chwach ich bin und<lb/>
krank.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#LEO">
              <speaker><hi rendition="#g">Leonore</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Die Krankheit des Gemüthes lö&#x017F;et &#x017F;ich<lb/>
In Klagen und Vertraun am leicht&#x2019;&#x017F;ten auf.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#PRI">
              <speaker><hi rendition="#g">Prinze&#x017F;&#x017F;inn</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Wenn das Vertrauen heilt, &#x017F;o heil&#x2019; ich bald;<lb/>
Ich hab&#x2019; es rein und hab&#x2019; es ganz zu dir.<lb/>
Ach, meine Freundinn! Zwar ich bin ent-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
Er &#x017F;cheide nur! allein ich fühle &#x017F;chon<lb/>
Den langen ausgedehnten Schmerz der Tage,<lb/>
wenn<lb/>
Ich nun entbehren &#x017F;oll, was mich erfreute.<lb/>
Die Sonne hebt von meinen Augenliedern<lb/>
Nicht mehr &#x017F;ein &#x017F;chön verklärtes Traumbild<lb/>
auf;<lb/>
Die Hoffnung ihn zu &#x017F;ehen füllt nicht mehr<lb/>
Den kaum erwachten Gei&#x017F;t mit froher Sehn-<lb/>
&#x017F;ucht;<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0128] Torquato Taſſo Ich bin geſchwätzig, und verbärge beſſer Auch ſelbſt vor dir, wie ſchwach ich bin und krank. Leonore. Die Krankheit des Gemüthes löſet ſich In Klagen und Vertraun am leicht’ſten auf. Prinzeſſinn. Wenn das Vertrauen heilt, ſo heil’ ich bald; Ich hab’ es rein und hab’ es ganz zu dir. Ach, meine Freundinn! Zwar ich bin ent- ſchloſſen, Er ſcheide nur! allein ich fühle ſchon Den langen ausgedehnten Schmerz der Tage, wenn Ich nun entbehren ſoll, was mich erfreute. Die Sonne hebt von meinen Augenliedern Nicht mehr ſein ſchön verklärtes Traumbild auf; Die Hoffnung ihn zu ſehen füllt nicht mehr Den kaum erwachten Geiſt mit froher Sehn- ſucht;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_torquato_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_torquato_1790/128
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_torquato_1790/128>, abgerufen am 25.11.2024.