Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Torquato Tasso Ich sage nicht, daß du nicht hie und daBescheiden deine Feile brauchen solltest; Verspreche dir zugleich, in kurzer Zeit Erhältst du abgeschrieben dein Gedicht. Es bleibt von deiner Hand in meinen Händen, Damit ich seiner erst mit meinen Schwestern Mich recht erfreuen möge. Bringst du es Vollkommner dann zurück; wir werden uns Des höheren Genusses freun, und dich Bey mancher Stelle nur als Freunde warnen. Tasso. Ich wiederhohle nur beschämt die Bitte: Laß mich die Abschrift eilig haben, ganz Ruht mein Gemüth auf diesem Werke nun. Nun muß es werden was es werden kann. Alphons. Ich billige den Trieb der dich beseelt! Doch, guter Tasso, wenn es möglich wäre, So solltest du erst eine kurze Zeit Der freyen Welt genießen, dich zerstreuen, Torquato Taſſo Ich ſage nicht, daß du nicht hie und daBeſcheiden deine Feile brauchen ſollteſt; Verſpreche dir zugleich, in kurzer Zeit Erhältſt du abgeſchrieben dein Gedicht. Es bleibt von deiner Hand in meinen Händen, Damit ich ſeiner erſt mit meinen Schweſtern Mich recht erfreuen möge. Bringſt du es Vollkommner dann zurück; wir werden uns Des höheren Genuſſes freun, und dich Bey mancher Stelle nur als Freunde warnen. Taſſo. Ich wiederhohle nur beſchämt die Bitte: Laß mich die Abſchrift eilig haben, ganz Ruht mein Gemüth auf dieſem Werke nun. Nun muß es werden was es werden kann. Alphons. Ich billige den Trieb der dich beſeelt! Doch, guter Taſſo, wenn es möglich wäre, So ſollteſt du erſt eine kurze Zeit Der freyen Welt genießen, dich zerſtreuen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#ALP"> <p><pb facs="#f0204" n="196"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Torquato Taſſo</hi></fw><lb/> Ich ſage nicht, daß du nicht hie und da<lb/> Beſcheiden deine Feile brauchen ſollteſt;<lb/> Verſpreche dir zugleich, in kurzer Zeit<lb/> Erhältſt du abgeſchrieben dein Gedicht.<lb/> Es bleibt von deiner Hand in meinen Händen,<lb/> Damit ich ſeiner erſt mit meinen Schweſtern<lb/> Mich recht erfreuen möge. Bringſt du es<lb/> Vollkommner dann zurück; wir werden uns<lb/> Des höheren Genuſſes freun, und dich<lb/> Bey mancher Stelle nur als Freunde warnen.</p> </sp><lb/> <sp who="#TAS"> <speaker><hi rendition="#g">Taſſo</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich wiederhohle nur beſchämt die Bitte:<lb/> Laß mich die Abſchrift eilig haben, ganz<lb/> Ruht mein Gemüth auf dieſem Werke nun.<lb/> Nun muß es werden was es werden kann.</p> </sp><lb/> <sp who="#ALP"> <speaker><hi rendition="#g">Alphons</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich billige den Trieb der dich beſeelt!<lb/> Doch, guter Taſſo, wenn es möglich wäre,<lb/> So ſollteſt du erſt eine kurze Zeit<lb/> Der freyen Welt genießen, dich zerſtreuen,<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [196/0204]
Torquato Taſſo
Ich ſage nicht, daß du nicht hie und da
Beſcheiden deine Feile brauchen ſollteſt;
Verſpreche dir zugleich, in kurzer Zeit
Erhältſt du abgeſchrieben dein Gedicht.
Es bleibt von deiner Hand in meinen Händen,
Damit ich ſeiner erſt mit meinen Schweſtern
Mich recht erfreuen möge. Bringſt du es
Vollkommner dann zurück; wir werden uns
Des höheren Genuſſes freun, und dich
Bey mancher Stelle nur als Freunde warnen.
Taſſo.
Ich wiederhohle nur beſchämt die Bitte:
Laß mich die Abſchrift eilig haben, ganz
Ruht mein Gemüth auf dieſem Werke nun.
Nun muß es werden was es werden kann.
Alphons.
Ich billige den Trieb der dich beſeelt!
Doch, guter Taſſo, wenn es möglich wäre,
So ſollteſt du erſt eine kurze Zeit
Der freyen Welt genießen, dich zerſtreuen,
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