Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite
Torquato Tasso
Aus seinem Dienst in einen andern geht,
Daß ein Papier aus seinen Händen kommt,
Gleich sieht er Absicht, sieht Verrätherey
Und Tücke die sein Schicksal untergräbt.
Prinzessinn.
Laß uns, geliebter Bruder, nicht vergessen
Daß von sich selbst der Mensch nicht scheiden
kann.
Und wenn ein Freund, der mit uns wandeln
sollte,
Sich einen Fuß beschädigte, wir würden
Doch lieber langsam gehn und unsre Hand
Ihm gern und willig leihen?
Alphons.
Besser wär's,
Wenn wir ihn heilen könnten, lieber gleich
Auf treuen Rath des Arztes eine Cur
Versuchten, dann mit dem Geheilten froh
Den neuen Weg des frischen Lebens gingen.
Doch hoff' ich, meine Lieben, daß ich nie
Die Schuld des rauhen Arztes auf mich lade.
Torquato Taſſo
Aus ſeinem Dienſt in einen andern geht,
Daß ein Papier aus ſeinen Händen kommt,
Gleich ſieht er Abſicht, ſieht Verrätherey
Und Tücke die ſein Schickſal untergräbt.
Prinzeſſinn.
Laß uns, geliebter Bruder, nicht vergeſſen
Daß von ſich ſelbſt der Menſch nicht ſcheiden
kann.
Und wenn ein Freund, der mit uns wandeln
ſollte,
Sich einen Fuß beſchädigte, wir würden
Doch lieber langſam gehn und unſre Hand
Ihm gern und willig leihen?
Alphons.
Beſſer wär’s,
Wenn wir ihn heilen könnten, lieber gleich
Auf treuen Rath des Arztes eine Cur
Verſuchten, dann mit dem Geheilten froh
Den neuen Weg des friſchen Lebens gingen.
Doch hoff’ ich, meine Lieben, daß ich nie
Die Schuld des rauhen Arztes auf mich lade.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#ALP">
              <p><pb facs="#f0030" n="22"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Torquato Ta&#x017F;&#x017F;o</hi></fw><lb/>
Aus &#x017F;einem Dien&#x017F;t in einen andern geht,<lb/>
Daß ein Papier aus &#x017F;einen Händen kommt,<lb/>
Gleich &#x017F;ieht er Ab&#x017F;icht, &#x017F;ieht Verrätherey<lb/>
Und Tücke die &#x017F;ein Schick&#x017F;al untergräbt.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#PRI">
              <speaker><hi rendition="#g">Prinze&#x017F;&#x017F;inn</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Laß uns, geliebter Bruder, nicht verge&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Daß von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t der Men&#x017F;ch nicht &#x017F;cheiden<lb/>
kann.<lb/>
Und wenn ein Freund, der mit uns wandeln<lb/>
&#x017F;ollte,<lb/>
Sich einen Fuß be&#x017F;chädigte, wir würden<lb/>
Doch lieber lang&#x017F;am gehn und un&#x017F;re Hand<lb/>
Ihm gern und willig leihen?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ALP">
              <speaker><hi rendition="#g">Alphons</hi>.</speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Be&#x017F;&#x017F;er wär&#x2019;s,</hi><lb/>
Wenn wir ihn heilen könnten, lieber gleich<lb/>
Auf treuen Rath des Arztes eine Cur<lb/>
Ver&#x017F;uchten, dann mit dem Geheilten froh<lb/>
Den neuen Weg des fri&#x017F;chen Lebens gingen.<lb/>
Doch hoff&#x2019; ich, meine Lieben, daß ich nie<lb/>
Die Schuld des rauhen Arztes auf mich lade.<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0030] Torquato Taſſo Aus ſeinem Dienſt in einen andern geht, Daß ein Papier aus ſeinen Händen kommt, Gleich ſieht er Abſicht, ſieht Verrätherey Und Tücke die ſein Schickſal untergräbt. Prinzeſſinn. Laß uns, geliebter Bruder, nicht vergeſſen Daß von ſich ſelbſt der Menſch nicht ſcheiden kann. Und wenn ein Freund, der mit uns wandeln ſollte, Sich einen Fuß beſchädigte, wir würden Doch lieber langſam gehn und unſre Hand Ihm gern und willig leihen? Alphons. Beſſer wär’s, Wenn wir ihn heilen könnten, lieber gleich Auf treuen Rath des Arztes eine Cur Verſuchten, dann mit dem Geheilten froh Den neuen Weg des friſchen Lebens gingen. Doch hoff’ ich, meine Lieben, daß ich nie Die Schuld des rauhen Arztes auf mich lade.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_torquato_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_torquato_1790/30
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_torquato_1790/30>, abgerufen am 21.11.2024.