Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Torquato Tasso Leonore. Diese Hand. Antonio. Und sie hat wohl gethan! Er ziert ihn schön, Als ihn der Lorber selbst nicht zieren würde. Wie die Natur die innig reiche Brust Mit einem grünen, bunten Kleide deckt, So hüllt er alles was den Menschen nur Ehrwürdig, liebenswürdig machen kann, In's blühende Gewand der Fabel ein. Zufriedenheit, Erfahrung und Verstand Und Geisteskraft, Geschmack und reiner Sinn Für's wahre Gute, geistig scheinen sie In seinen Liedern und persönlich doch Wie unter Blüthen-Bäumen auszuruhn, Bedeckt vom Schnee der leicht getragnen Blü- then, Umkränzt von Rosen, wunderlich umgaukelt Vom losen Zauberspiel der Amoretten. Der Quell des Ueberflusses rauscht darneben, Und läßt uns bunte Wunderfische sehn. Torquato Taſſo Leonore. Dieſe Hand. Antonio. Und ſie hat wohl gethan! Er ziert ihn ſchön, Als ihn der Lorber ſelbſt nicht zieren würde. Wie die Natur die innig reiche Bruſt Mit einem grünen, bunten Kleide deckt, So hüllt er alles was den Menſchen nur Ehrwürdig, liebenswürdig machen kann, In’s blühende Gewand der Fabel ein. Zufriedenheit, Erfahrung und Verſtand Und Geiſteskraft, Geſchmack und reiner Sinn Für’s wahre Gute, geiſtig ſcheinen ſie In ſeinen Liedern und perſönlich doch Wie unter Blüthen-Bäumen auszuruhn, Bedeckt vom Schnee der leicht getragnen Blü- then, Umkränzt von Roſen, wunderlich umgaukelt Vom loſen Zauberſpiel der Amoretten. Der Quell des Ueberfluſſes rauſcht darneben, Und läßt uns bunte Wunderfiſche ſehn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0056" n="48"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Torquato Taſſo</hi> </fw><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leonore</hi>.</speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Dieſe Hand.</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#ANT"> <speaker><hi rendition="#g">Antonio</hi>.</speaker><lb/> <p>Und ſie hat wohl gethan! Er ziert ihn ſchön,<lb/> Als ihn der Lorber ſelbſt nicht zieren würde.<lb/> Wie die Natur die innig reiche Bruſt<lb/> Mit einem grünen, bunten Kleide deckt,<lb/> So hüllt er alles was den Menſchen nur<lb/> Ehrwürdig, liebenswürdig machen kann,<lb/> In’s blühende Gewand der Fabel ein.<lb/> Zufriedenheit, Erfahrung und Verſtand<lb/> Und Geiſteskraft, Geſchmack und reiner Sinn<lb/> Für’s wahre Gute, geiſtig ſcheinen ſie<lb/> In ſeinen Liedern und perſönlich doch<lb/> Wie unter Blüthen-Bäumen auszuruhn,<lb/> Bedeckt vom Schnee der leicht getragnen Blü-<lb/> then,<lb/> Umkränzt von Roſen, wunderlich umgaukelt<lb/> Vom loſen Zauberſpiel der Amoretten.<lb/> Der Quell des Ueberfluſſes rauſcht darneben,<lb/> Und läßt uns bunte Wunderfiſche ſehn.<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [48/0056]
Torquato Taſſo
Leonore.
Dieſe Hand.
Antonio.
Und ſie hat wohl gethan! Er ziert ihn ſchön,
Als ihn der Lorber ſelbſt nicht zieren würde.
Wie die Natur die innig reiche Bruſt
Mit einem grünen, bunten Kleide deckt,
So hüllt er alles was den Menſchen nur
Ehrwürdig, liebenswürdig machen kann,
In’s blühende Gewand der Fabel ein.
Zufriedenheit, Erfahrung und Verſtand
Und Geiſteskraft, Geſchmack und reiner Sinn
Für’s wahre Gute, geiſtig ſcheinen ſie
In ſeinen Liedern und perſönlich doch
Wie unter Blüthen-Bäumen auszuruhn,
Bedeckt vom Schnee der leicht getragnen Blü-
then,
Umkränzt von Roſen, wunderlich umgaukelt
Vom loſen Zauberſpiel der Amoretten.
Der Quell des Ueberfluſſes rauſcht darneben,
Und läßt uns bunte Wunderfiſche ſehn.
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