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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809.

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niß auszuschließen, und schweifte mit muth¬
willigem Behagen über hohe und mittlere
Weltverhältnisse hin. Auf einem einzigen
Punct blieb die Unterhaltung länger als bil¬
lig haften, indem Charlotte nach einer Ju¬
gendfreundinn sich erkundigte und mit einiger
Befremdung vernahm, daß sie ehstens geschie¬
den werden sollte.

Es ist unerfreulich, sagte Charlotte, wenn
man seine abwesenden Freunde irgend einmal
geborgen, eine Freundinn, die man liebt, ver¬
sorgt glaubt; eh' man sich's versieht, muß man
wieder hören, daß ihr Schicksal im Schwan¬
ken ist und daß sie erst wieder neue und viel¬
leicht abermals unsichre Pfade des Lebens be¬
treten soll.

Eigentlich, meine Beste, versetzte der
Graf, sind wir selbst Schuld, wenn wir auf
solche Weise überrascht werden. Wir mögen
uns die irdischen Dinge, und besonders auch die

niß auszuſchließen, und ſchweifte mit muth¬
willigem Behagen uͤber hohe und mittlere
Weltverhaͤltniſſe hin. Auf einem einzigen
Punct blieb die Unterhaltung laͤnger als bil¬
lig haften, indem Charlotte nach einer Ju¬
gendfreundinn ſich erkundigte und mit einiger
Befremdung vernahm, daß ſie ehſtens geſchie¬
den werden ſollte.

Es iſt unerfreulich, ſagte Charlotte, wenn
man ſeine abweſenden Freunde irgend einmal
geborgen, eine Freundinn, die man liebt, ver¬
ſorgt glaubt; eh' man ſich's verſieht, muß man
wieder hoͤren, daß ihr Schickſal im Schwan¬
ken iſt und daß ſie erſt wieder neue und viel¬
leicht abermals unſichre Pfade des Lebens be¬
treten ſoll.

Eigentlich, meine Beſte, verſetzte der
Graf, ſind wir ſelbſt Schuld, wenn wir auf
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[175/0180] niß auszuſchließen, und ſchweifte mit muth¬ willigem Behagen uͤber hohe und mittlere Weltverhaͤltniſſe hin. Auf einem einzigen Punct blieb die Unterhaltung laͤnger als bil¬ lig haften, indem Charlotte nach einer Ju¬ gendfreundinn ſich erkundigte und mit einiger Befremdung vernahm, daß ſie ehſtens geſchie¬ den werden ſollte. Es iſt unerfreulich, ſagte Charlotte, wenn man ſeine abweſenden Freunde irgend einmal geborgen, eine Freundinn, die man liebt, ver¬ ſorgt glaubt; eh' man ſich's verſieht, muß man wieder hoͤren, daß ihr Schickſal im Schwan¬ ken iſt und daß ſie erſt wieder neue und viel¬ leicht abermals unſichre Pfade des Lebens be¬ treten ſoll. Eigentlich, meine Beſte, verſetzte der Graf, ſind wir ſelbſt Schuld, wenn wir auf ſolche Weiſe uͤberraſcht werden. Wir moͤgen uns die irdiſchen Dinge, und beſonders auch die

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/180>, abgerufen am 23.11.2024.