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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809.

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schäftigung, Unterhaltung und Zerstreuung
nicht genugsam von einander absonderte. Jetzt
wurde es ihm leicht, da ein Freund diese
Bemühung übernahm, ein zweytes Ich die
Sonderung bewirkte, in die das eine Ich
nicht immer sich spalten mag.

Sie errichteten auf dem Flügel des Haupt¬
manns eine Repositur für das Gegenwärtige,
ein Archiv für das Vergangene; schafften alle
Documente, Papiere, Nachrichten, aus ver¬
schiedenen Behältnissen, Kammern, Schrän¬
ken und Kisten herbey, und auf das geschwin¬
deste war der Wust in eine erfreuliche Ord¬
nung gebracht, lag rubricirt in bezeichneten
Fächern. Was man wünschte ward vollstän¬
diger gefunden als man gehofft hatte. Hier¬
bey ging ihnen ein alter Schreiber sehr an
die Hand, der den Tag über, ja einen Theil
der Nacht, nicht vom Pulte kam, und mit
dem Eduard bisher immer unzufrieden gewe¬
sen war.

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ſchaͤftigung, Unterhaltung und Zerſtreuung
nicht genugſam von einander abſonderte. Jetzt
wurde es ihm leicht, da ein Freund dieſe
Bemuͤhung uͤbernahm, ein zweytes Ich die
Sonderung bewirkte, in die das eine Ich
nicht immer ſich ſpalten mag.

Sie errichteten auf dem Fluͤgel des Haupt¬
manns eine Repoſitur fuͤr das Gegenwaͤrtige,
ein Archiv fuͤr das Vergangene; ſchafften alle
Documente, Papiere, Nachrichten, aus ver¬
ſchiedenen Behaͤltniſſen, Kammern, Schraͤn¬
ken und Kiſten herbey, und auf das geſchwin¬
deſte war der Wuſt in eine erfreuliche Ord¬
nung gebracht, lag rubricirt in bezeichneten
Faͤchern. Was man wuͤnſchte ward vollſtaͤn¬
diger gefunden als man gehofft hatte. Hier¬
bey ging ihnen ein alter Schreiber ſehr an
die Hand, der den Tag uͤber, ja einen Theil
der Nacht, nicht vom Pulte kam, und mit
dem Eduard bisher immer unzufrieden gewe¬
ſen war.

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[67/0072] ſchaͤftigung, Unterhaltung und Zerſtreuung nicht genugſam von einander abſonderte. Jetzt wurde es ihm leicht, da ein Freund dieſe Bemuͤhung uͤbernahm, ein zweytes Ich die Sonderung bewirkte, in die das eine Ich nicht immer ſich ſpalten mag. Sie errichteten auf dem Fluͤgel des Haupt¬ manns eine Repoſitur fuͤr das Gegenwaͤrtige, ein Archiv fuͤr das Vergangene; ſchafften alle Documente, Papiere, Nachrichten, aus ver¬ ſchiedenen Behaͤltniſſen, Kammern, Schraͤn¬ ken und Kiſten herbey, und auf das geſchwin¬ deſte war der Wuſt in eine erfreuliche Ord¬ nung gebracht, lag rubricirt in bezeichneten Faͤchern. Was man wuͤnſchte ward vollſtaͤn¬ diger gefunden als man gehofft hatte. Hier¬ bey ging ihnen ein alter Schreiber ſehr an die Hand, der den Tag uͤber, ja einen Theil der Nacht, nicht vom Pulte kam, und mit dem Eduard bisher immer unzufrieden gewe¬ ſen war. 5 *

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/72>, abgerufen am 23.11.2024.