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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809.

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samste Weise Epoche gemacht. Doch als die¬
ser schwieg und einer traurigen Erinnerung
auszuweichen schien, hielt Eduard gleichfalls
an, so wie auch Charlotte, die nicht weniger
im Allgemeinen davon unterrichtet war, über
jene Aeußerungen hinausging.

Wir wollen alle diese vorsorglichen An¬
stalten loben, sagte eines Abends der Haupt¬
mann; nun geht uns aber das Nothwendigste
noch ab, ein tüchtiger Mann, der das alles
zu handhaben weiß. Ich kann hiezu einen
mir bekannten Feldchirurgus vorschlagen, der
jetzt um leidliche Bedingung zu haben ist, ein
vorzüglicher Mann in seinem Fache, und der
mir auch in Behandlung heftiger innerer Ue¬
bel öfters mehr Genüge gethan hat als ein
berühmter Arzt; und augenblickliche Hülfe ist
doch immer das, was auf dem Lande am
meisten vermißt wird.

Auch dieser wurde sogleich verschrieben
und beyde Gatten freuten sich, daß sie so

ſamſte Weiſe Epoche gemacht. Doch als die¬
ſer ſchwieg und einer traurigen Erinnerung
auszuweichen ſchien, hielt Eduard gleichfalls
an, ſo wie auch Charlotte, die nicht weniger
im Allgemeinen davon unterrichtet war, uͤber
jene Aeußerungen hinausging.

Wir wollen alle dieſe vorſorglichen An¬
ſtalten loben, ſagte eines Abends der Haupt¬
mann; nun geht uns aber das Nothwendigſte
noch ab, ein tuͤchtiger Mann, der das alles
zu handhaben weiß. Ich kann hiezu einen
mir bekannten Feldchirurgus vorſchlagen, der
jetzt um leidliche Bedingung zu haben iſt, ein
vorzuͤglicher Mann in ſeinem Fache, und der
mir auch in Behandlung heftiger innerer Ue¬
bel oͤfters mehr Genuͤge gethan hat als ein
beruͤhmter Arzt; und augenblickliche Huͤlfe iſt
doch immer das, was auf dem Lande am
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[70/0075] ſamſte Weiſe Epoche gemacht. Doch als die¬ ſer ſchwieg und einer traurigen Erinnerung auszuweichen ſchien, hielt Eduard gleichfalls an, ſo wie auch Charlotte, die nicht weniger im Allgemeinen davon unterrichtet war, uͤber jene Aeußerungen hinausging. Wir wollen alle dieſe vorſorglichen An¬ ſtalten loben, ſagte eines Abends der Haupt¬ mann; nun geht uns aber das Nothwendigſte noch ab, ein tuͤchtiger Mann, der das alles zu handhaben weiß. Ich kann hiezu einen mir bekannten Feldchirurgus vorſchlagen, der jetzt um leidliche Bedingung zu haben iſt, ein vorzuͤglicher Mann in ſeinem Fache, und der mir auch in Behandlung heftiger innerer Ue¬ bel oͤfters mehr Genuͤge gethan hat als ein beruͤhmter Arzt; und augenblickliche Huͤlfe iſt doch immer das, was auf dem Lande am meiſten vermißt wird. Auch dieſer wurde ſogleich verſchrieben und beyde Gatten freuten ſich, daß ſie ſo

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/75>, abgerufen am 27.11.2024.