samste Weise Epoche gemacht. Doch als die¬ ser schwieg und einer traurigen Erinnerung auszuweichen schien, hielt Eduard gleichfalls an, so wie auch Charlotte, die nicht weniger im Allgemeinen davon unterrichtet war, über jene Aeußerungen hinausging.
Wir wollen alle diese vorsorglichen An¬ stalten loben, sagte eines Abends der Haupt¬ mann; nun geht uns aber das Nothwendigste noch ab, ein tüchtiger Mann, der das alles zu handhaben weiß. Ich kann hiezu einen mir bekannten Feldchirurgus vorschlagen, der jetzt um leidliche Bedingung zu haben ist, ein vorzüglicher Mann in seinem Fache, und der mir auch in Behandlung heftiger innerer Ue¬ bel öfters mehr Genüge gethan hat als ein berühmter Arzt; und augenblickliche Hülfe ist doch immer das, was auf dem Lande am meisten vermißt wird.
Auch dieser wurde sogleich verschrieben und beyde Gatten freuten sich, daß sie so
ſamſte Weiſe Epoche gemacht. Doch als die¬ ſer ſchwieg und einer traurigen Erinnerung auszuweichen ſchien, hielt Eduard gleichfalls an, ſo wie auch Charlotte, die nicht weniger im Allgemeinen davon unterrichtet war, uͤber jene Aeußerungen hinausging.
Wir wollen alle dieſe vorſorglichen An¬ ſtalten loben, ſagte eines Abends der Haupt¬ mann; nun geht uns aber das Nothwendigſte noch ab, ein tuͤchtiger Mann, der das alles zu handhaben weiß. Ich kann hiezu einen mir bekannten Feldchirurgus vorſchlagen, der jetzt um leidliche Bedingung zu haben iſt, ein vorzuͤglicher Mann in ſeinem Fache, und der mir auch in Behandlung heftiger innerer Ue¬ bel oͤfters mehr Genuͤge gethan hat als ein beruͤhmter Arzt; und augenblickliche Huͤlfe iſt doch immer das, was auf dem Lande am meiſten vermißt wird.
Auch dieſer wurde ſogleich verſchrieben und beyde Gatten freuten ſich, daß ſie ſo
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0075"n="70"/>ſamſte Weiſe Epoche gemacht. Doch als die¬<lb/>ſer ſchwieg und einer traurigen Erinnerung<lb/>
auszuweichen ſchien, hielt Eduard gleichfalls<lb/>
an, ſo wie auch Charlotte, die nicht weniger<lb/>
im Allgemeinen davon unterrichtet war, uͤber<lb/>
jene Aeußerungen hinausging.</p><lb/><p>Wir wollen alle dieſe vorſorglichen An¬<lb/>ſtalten loben, ſagte eines Abends der Haupt¬<lb/>
mann; nun geht uns aber das Nothwendigſte<lb/>
noch ab, ein tuͤchtiger Mann, der das alles<lb/>
zu handhaben weiß. Ich kann hiezu einen<lb/>
mir bekannten Feldchirurgus vorſchlagen, der<lb/>
jetzt um leidliche Bedingung zu haben iſt, ein<lb/>
vorzuͤglicher Mann in ſeinem Fache, und der<lb/>
mir auch in Behandlung heftiger innerer Ue¬<lb/>
bel oͤfters mehr Genuͤge gethan hat als ein<lb/>
beruͤhmter Arzt; und augenblickliche Huͤlfe iſt<lb/>
doch immer das, was auf dem Lande am<lb/>
meiſten vermißt wird.</p><lb/><p>Auch dieſer wurde ſogleich verſchrieben<lb/>
und beyde Gatten freuten ſich, daß ſie ſo<lb/></p></div></body></text></TEI>
[70/0075]
ſamſte Weiſe Epoche gemacht. Doch als die¬
ſer ſchwieg und einer traurigen Erinnerung
auszuweichen ſchien, hielt Eduard gleichfalls
an, ſo wie auch Charlotte, die nicht weniger
im Allgemeinen davon unterrichtet war, uͤber
jene Aeußerungen hinausging.
Wir wollen alle dieſe vorſorglichen An¬
ſtalten loben, ſagte eines Abends der Haupt¬
mann; nun geht uns aber das Nothwendigſte
noch ab, ein tuͤchtiger Mann, der das alles
zu handhaben weiß. Ich kann hiezu einen
mir bekannten Feldchirurgus vorſchlagen, der
jetzt um leidliche Bedingung zu haben iſt, ein
vorzuͤglicher Mann in ſeinem Fache, und der
mir auch in Behandlung heftiger innerer Ue¬
bel oͤfters mehr Genuͤge gethan hat als ein
beruͤhmter Arzt; und augenblickliche Huͤlfe iſt
doch immer das, was auf dem Lande am
meiſten vermißt wird.
Auch dieſer wurde ſogleich verſchrieben
und beyde Gatten freuten ſich, daß ſie ſo
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/75>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.