Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

zen; allein es regten sich mancherley Zweifel,
die wieder durch günstige Ereignisse einiges
Gegengewicht erhielten. Luciane hatte die
Pension verlassen: Ottilie konnte freyer zurück¬
kehren; von dem Verhältnisse zu Eduard hatte
zwar etwas verlautet; allein man nahm die
Sache, wie ähnliche Vorfälle mehr, gleichgül¬
tig auf, und selbst dieses Ereigniß konnte zu
Ottiliens Rückkehr beytragen. Doch wäre
man zu keinem Entschluß gekommen, kein
Schritt wäre geschehen, hätte nicht ein un¬
vermutheter Besuch auch hier eine besondere
Anregung gegeben. Wie denn die Erschei¬
nung von bedeutenden Menschen in irgend
einem Kreise niemals ohne Folgen bleiben
kann.

Der Graf und die Baronesse, welche so
oft in den Fall kamen, über den Werth ver¬
schiedener Pensionen befragt zu werden, weil
fast Jedermann um die Erziehung seiner Kin¬
der verlegen ist, hatten sich vorgenommen,

zen; allein es regten ſich mancherley Zweifel,
die wieder durch guͤnſtige Ereigniſſe einiges
Gegengewicht erhielten. Luciane hatte die
Penſion verlaſſen: Ottilie konnte freyer zuruͤck¬
kehren; von dem Verhaͤltniſſe zu Eduard hatte
zwar etwas verlautet; allein man nahm die
Sache, wie aͤhnliche Vorfaͤlle mehr, gleichguͤl¬
tig auf, und ſelbſt dieſes Ereigniß konnte zu
Ottiliens Ruͤckkehr beytragen. Doch waͤre
man zu keinem Entſchluß gekommen, kein
Schritt waͤre geſchehen, haͤtte nicht ein un¬
vermutheter Beſuch auch hier eine beſondere
Anregung gegeben. Wie denn die Erſchei¬
nung von bedeutenden Menſchen in irgend
einem Kreiſe niemals ohne Folgen bleiben
kann.

Der Graf und die Baroneſſe, welche ſo
oft in den Fall kamen, uͤber den Werth ver¬
ſchiedener Penſionen befragt zu werden, weil
faſt Jedermann um die Erziehung ſeiner Kin¬
der verlegen iſt, hatten ſich vorgenommen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0143" n="140"/>
zen; allein es regten &#x017F;ich mancherley Zweifel,<lb/>
die wieder durch gu&#x0364;n&#x017F;tige Ereigni&#x017F;&#x017F;e einiges<lb/>
Gegengewicht erhielten. Luciane hatte die<lb/>
Pen&#x017F;ion verla&#x017F;&#x017F;en: Ottilie konnte freyer zuru&#x0364;ck¬<lb/>
kehren; von dem Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e zu Eduard hatte<lb/>
zwar etwas verlautet; allein man nahm die<lb/>
Sache, wie a&#x0364;hnliche Vorfa&#x0364;lle mehr, gleichgu&#x0364;<lb/>
tig auf, und &#x017F;elb&#x017F;t die&#x017F;es Ereigniß konnte zu<lb/>
Ottiliens Ru&#x0364;ckkehr beytragen. Doch wa&#x0364;re<lb/>
man zu keinem Ent&#x017F;chluß gekommen, kein<lb/>
Schritt wa&#x0364;re ge&#x017F;chehen, ha&#x0364;tte nicht ein un¬<lb/>
vermutheter Be&#x017F;uch auch hier eine be&#x017F;ondere<lb/>
Anregung gegeben. Wie denn die Er&#x017F;chei¬<lb/>
nung von bedeutenden Men&#x017F;chen in irgend<lb/>
einem Krei&#x017F;e niemals ohne Folgen bleiben<lb/>
kann.</p><lb/>
        <p>Der Graf und die Barone&#x017F;&#x017F;e, welche &#x017F;o<lb/>
oft in den Fall kamen, u&#x0364;ber den Werth ver¬<lb/>
&#x017F;chiedener Pen&#x017F;ionen befragt zu werden, weil<lb/>
fa&#x017F;t Jedermann um die Erziehung &#x017F;einer Kin¬<lb/>
der verlegen i&#x017F;t, hatten &#x017F;ich vorgenommen,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0143] zen; allein es regten ſich mancherley Zweifel, die wieder durch guͤnſtige Ereigniſſe einiges Gegengewicht erhielten. Luciane hatte die Penſion verlaſſen: Ottilie konnte freyer zuruͤck¬ kehren; von dem Verhaͤltniſſe zu Eduard hatte zwar etwas verlautet; allein man nahm die Sache, wie aͤhnliche Vorfaͤlle mehr, gleichguͤl¬ tig auf, und ſelbſt dieſes Ereigniß konnte zu Ottiliens Ruͤckkehr beytragen. Doch waͤre man zu keinem Entſchluß gekommen, kein Schritt waͤre geſchehen, haͤtte nicht ein un¬ vermutheter Beſuch auch hier eine beſondere Anregung gegeben. Wie denn die Erſchei¬ nung von bedeutenden Menſchen in irgend einem Kreiſe niemals ohne Folgen bleiben kann. Der Graf und die Baroneſſe, welche ſo oft in den Fall kamen, uͤber den Werth ver¬ ſchiedener Penſionen befragt zu werden, weil faſt Jedermann um die Erziehung ſeiner Kin¬ der verlegen iſt, hatten ſich vorgenommen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/143
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/143>, abgerufen am 24.11.2024.