Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

ben zur Zierde gereichen und es bedeutend
machen kann.

In seiner Gegenwart genossen die Frauen¬
zimmer erst vollkommen ihrer Umgebung. Sein
geübtes Auge empfing jeden Effect ganz
frisch, und er hatte um somehr Freude an
dem Entstandenen, als er die Gegend vorher
nicht gekannt, und was man daran gethan,
von dem was die Natur geliefert, kaum zu
unterscheiden wußte.

Man kann wohl sagen, daß durch seine
Bemerkungen der Park wuchs und sich berei¬
cherte. Schon zum voraus erkannte er, was
die neuen heranstrebenden Pflanzungen ver¬
sprachen. Keine Stelle blieb ihm unbemerkt,
wo noch irgend eine Schönheit hervorzuheben
oder anzubringen war. Hier deutete er auf
eine Quelle, welche gereinigt, die Zierde ei¬
ner ganzen Buschpartie zu werden versprach;
hier auf eine Höhle, die ausgeräumt und er¬

ben zur Zierde gereichen und es bedeutend
machen kann.

In ſeiner Gegenwart genoſſen die Frauen¬
zimmer erſt vollkommen ihrer Umgebung. Sein
geuͤbtes Auge empfing jeden Effect ganz
friſch, und er hatte um ſomehr Freude an
dem Entſtandenen, als er die Gegend vorher
nicht gekannt, und was man daran gethan,
von dem was die Natur geliefert, kaum zu
unterſcheiden wußte.

Man kann wohl ſagen, daß durch ſeine
Bemerkungen der Park wuchs und ſich berei¬
cherte. Schon zum voraus erkannte er, was
die neuen heranſtrebenden Pflanzungen ver¬
ſprachen. Keine Stelle blieb ihm unbemerkt,
wo noch irgend eine Schoͤnheit hervorzuheben
oder anzubringen war. Hier deutete er auf
eine Quelle, welche gereinigt, die Zierde ei¬
ner ganzen Buſchpartie zu werden verſprach;
hier auf eine Hoͤhle, die ausgeraͤumt und er¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0188" n="185"/>
ben zur Zierde gereichen und es bedeutend<lb/>
machen kann.</p><lb/>
        <p>In &#x017F;einer Gegenwart geno&#x017F;&#x017F;en die Frauen¬<lb/>
zimmer er&#x017F;t vollkommen ihrer Umgebung. Sein<lb/>
geu&#x0364;btes Auge empfing jeden Effect ganz<lb/>
fri&#x017F;ch, und er hatte um &#x017F;omehr Freude an<lb/>
dem Ent&#x017F;tandenen, als er die Gegend vorher<lb/>
nicht gekannt, und was man daran gethan,<lb/>
von dem was die Natur geliefert, kaum zu<lb/>
unter&#x017F;cheiden wußte.</p><lb/>
        <p>Man kann wohl &#x017F;agen, daß durch &#x017F;eine<lb/>
Bemerkungen der Park wuchs und &#x017F;ich berei¬<lb/>
cherte. Schon zum voraus erkannte er, was<lb/>
die neuen heran&#x017F;trebenden Pflanzungen ver¬<lb/>
&#x017F;prachen. Keine Stelle blieb ihm unbemerkt,<lb/>
wo noch irgend eine Scho&#x0364;nheit hervorzuheben<lb/>
oder anzubringen war. Hier deutete er auf<lb/>
eine Quelle, welche gereinigt, die Zierde ei¬<lb/>
ner ganzen Bu&#x017F;chpartie zu werden ver&#x017F;prach;<lb/>
hier auf eine Ho&#x0364;hle, die ausgera&#x0364;umt und er¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[185/0188] ben zur Zierde gereichen und es bedeutend machen kann. In ſeiner Gegenwart genoſſen die Frauen¬ zimmer erſt vollkommen ihrer Umgebung. Sein geuͤbtes Auge empfing jeden Effect ganz friſch, und er hatte um ſomehr Freude an dem Entſtandenen, als er die Gegend vorher nicht gekannt, und was man daran gethan, von dem was die Natur geliefert, kaum zu unterſcheiden wußte. Man kann wohl ſagen, daß durch ſeine Bemerkungen der Park wuchs und ſich berei¬ cherte. Schon zum voraus erkannte er, was die neuen heranſtrebenden Pflanzungen ver¬ ſprachen. Keine Stelle blieb ihm unbemerkt, wo noch irgend eine Schoͤnheit hervorzuheben oder anzubringen war. Hier deutete er auf eine Quelle, welche gereinigt, die Zierde ei¬ ner ganzen Buſchpartie zu werden verſprach; hier auf eine Hoͤhle, die ausgeraͤumt und er¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/188
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/188>, abgerufen am 21.11.2024.