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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.

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rief sie aus, indem sie zufällig an ihre Mut¬
ter stieß: wie bin ich nicht unglücklich!
Ich habe meinen Affen nicht mitgenommen;
man hat mir es abgerathen, es ist aber nur
die Bequemlichkeit meiner Leute, die mich
um dieses Vergnügen bringt. Ich will ihn
aber nachkommen lassen, es soll mir Jemand
hin ihn zu holen. Wenn ich nur sein Bild¬
niß sehen könnte, so wäre ich schon vergnügt.
Ich will ihn aber gewiß auch malen lassen
und er soll mir nicht von der Seite kommen.

Vielleicht kann ich dich trösten, versetzte
Charlotte, wenn ich dir aus der Bibliothek
einen ganzen Band der wunderlichsten Affen¬
bilder kommen lasse. Luciane schrie vor Freu¬
den laut auf, und der Folioband wurde ge¬
bracht. Der Anblick dieser menschenähnlichen
und durch den Künstler noch mehr vermensch¬
lichten abscheulichen Geschöpfe machte Lucianen
die größte Freude. Ganz glücklich aber fühlte
sie sich, bey einem jeden dieser Thiere die

rief ſie aus, indem ſie zufaͤllig an ihre Mut¬
ter ſtieß: wie bin ich nicht ungluͤcklich!
Ich habe meinen Affen nicht mitgenommen;
man hat mir es abgerathen, es iſt aber nur
die Bequemlichkeit meiner Leute, die mich
um dieſes Vergnuͤgen bringt. Ich will ihn
aber nachkommen laſſen, es ſoll mir Jemand
hin ihn zu holen. Wenn ich nur ſein Bild¬
niß ſehen koͤnnte, ſo waͤre ich ſchon vergnuͤgt.
Ich will ihn aber gewiß auch malen laſſen
und er ſoll mir nicht von der Seite kommen.

Vielleicht kann ich dich troͤſten, verſetzte
Charlotte, wenn ich dir aus der Bibliothek
einen ganzen Band der wunderlichſten Affen¬
bilder kommen laſſe. Luciane ſchrie vor Freu¬
den laut auf, und der Folioband wurde ge¬
bracht. Der Anblick dieſer menſchenaͤhnlichen
und durch den Kuͤnſtler noch mehr vermenſch¬
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die groͤßte Freude. Ganz gluͤcklich aber fuͤhlte
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[62/0065] rief ſie aus, indem ſie zufaͤllig an ihre Mut¬ ter ſtieß: wie bin ich nicht ungluͤcklich! Ich habe meinen Affen nicht mitgenommen; man hat mir es abgerathen, es iſt aber nur die Bequemlichkeit meiner Leute, die mich um dieſes Vergnuͤgen bringt. Ich will ihn aber nachkommen laſſen, es ſoll mir Jemand hin ihn zu holen. Wenn ich nur ſein Bild¬ niß ſehen koͤnnte, ſo waͤre ich ſchon vergnuͤgt. Ich will ihn aber gewiß auch malen laſſen und er ſoll mir nicht von der Seite kommen. Vielleicht kann ich dich troͤſten, verſetzte Charlotte, wenn ich dir aus der Bibliothek einen ganzen Band der wunderlichſten Affen¬ bilder kommen laſſe. Luciane ſchrie vor Freu¬ den laut auf, und der Folioband wurde ge¬ bracht. Der Anblick dieſer menſchenaͤhnlichen und durch den Kuͤnſtler noch mehr vermenſch¬ lichten abſcheulichen Geſchoͤpfe machte Lucianen die groͤßte Freude. Ganz gluͤcklich aber fuͤhlte ſie ſich, bey einem jeden dieſer Thiere die

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/65>, abgerufen am 21.11.2024.