Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 1. Leipzig, 1774.erkennen. Jch gehe, fuhr ich fort, ich gehe willig, und doch, wenn ich sagen sollte auf ewig, ich wür- de es nicht aushalten. Leb wohl, Lotte! Leb wohl, Albert! Wir sehen uns wieder. -- Morgen denk ich, versezte sie scherzend, ich fühlte das Morgen! Ach sie wußte nicht als sie ihre Hand aus der meinigen zog -- sie giengen die Allee hinaus, ich stand, sah ihnen nach im Mondscheine und warf mich an die Erde und weinte mich aus, und sprang auf, lief auf die Terasse hervor und sah noch dort drunten im Schatten der hohen Lindenbäume ihr weisses Kleid nach der Garten- thüre schimmern, ich strekte meine Arme hinaus, und es verschwand. erkennen. Jch gehe, fuhr ich fort, ich gehe willig, und doch, wenn ich ſagen ſollte auf ewig, ich wuͤr- de es nicht aushalten. Leb wohl, Lotte! Leb wohl, Albert! Wir ſehen uns wieder. — Morgen denk ich, verſezte ſie ſcherzend, ich fuͤhlte das Morgen! Ach ſie wußte nicht als ſie ihre Hand aus der meinigen zog — ſie giengen die Allee hinaus, ich ſtand, ſah ihnen nach im Mondſcheine und warf mich an die Erde und weinte mich aus, und ſprang auf, lief auf die Teraſſe hervor und ſah noch dort drunten im Schatten der hohen Lindenbaͤume ihr weiſſes Kleid nach der Garten- thuͤre ſchimmern, ich ſtrekte meine Arme hinaus, und es verſchwand. <TEI> <text> <body> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0111" n="111"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> erkennen. Jch gehe, fuhr ich fort, ich gehe willig,<lb/> und doch, wenn ich ſagen ſollte auf ewig, ich wuͤr-<lb/> de es nicht aushalten. Leb wohl, Lotte! Leb wohl,<lb/> Albert! Wir ſehen uns wieder. — Morgen<lb/> denk ich, verſezte ſie ſcherzend, ich fuͤhlte das<lb/> Morgen! Ach ſie wußte nicht als ſie ihre Hand<lb/> aus der meinigen zog — ſie giengen die Allee<lb/> hinaus, ich ſtand, ſah ihnen nach im Mondſcheine<lb/> und warf mich an die Erde und weinte mich aus,<lb/> und ſprang auf, lief auf die Teraſſe hervor und<lb/> ſah noch dort drunten im Schatten der hohen<lb/> Lindenbaͤume ihr weiſſes Kleid nach der Garten-<lb/> thuͤre ſchimmern, ich ſtrekte meine Arme hinaus,<lb/> und es verſchwand.</p> </div><lb/> <figure/> </body> </text> </TEI> [111/0111]
erkennen. Jch gehe, fuhr ich fort, ich gehe willig,
und doch, wenn ich ſagen ſollte auf ewig, ich wuͤr-
de es nicht aushalten. Leb wohl, Lotte! Leb wohl,
Albert! Wir ſehen uns wieder. — Morgen
denk ich, verſezte ſie ſcherzend, ich fuͤhlte das
Morgen! Ach ſie wußte nicht als ſie ihre Hand
aus der meinigen zog — ſie giengen die Allee
hinaus, ich ſtand, ſah ihnen nach im Mondſcheine
und warf mich an die Erde und weinte mich aus,
und ſprang auf, lief auf die Teraſſe hervor und
ſah noch dort drunten im Schatten der hohen
Lindenbaͤume ihr weiſſes Kleid nach der Garten-
thuͤre ſchimmern, ich ſtrekte meine Arme hinaus,
und es verſchwand.
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