Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 2. Leipzig, 1774.lung, plan und nett, wie ein Chronikenschreiber das aufzeichnen würde. Der Graf v. C. liebt mich, distingwirt mich, Herz
lung, plan und nett, wie ein Chronikenſchreiber das aufzeichnen wuͤrde. Der Graf v. C. liebt mich, diſtingwirt mich, Herz
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lung, plan und nett, wie ein Chronikenſchreiber
das aufzeichnen wuͤrde.
Der Graf v. C. liebt mich, diſtingwirt mich,
das iſt bekannt, das hab ich dir ſchon hundertmal
geſagt. Nun war ich bey ihm zu Tiſche geſtern,
eben an dem Tage, da Abends die noble Geſellſchaft
von Herren und Frauen bey ihm zuſammenkommt,
an die ich nie gedacht hab, auch mir nie aufge-
fallen iſt, daß wir Subalternen nicht hinein gehoͤ-
ren. Gut. Jch ſpeiſe beym Grafen und nach Ti-
ſche gehn wir im groſſen Saale auf und ab, ich re-
de mit ihm, mit dem Obriſt B. der dazu kommt,
und ſo ruͤkt die Stunde der Geſellſchaft heran.
Jch denke, Gott weis, an nichts. Da tritt herein
die uͤbergnaͤdige Dame von S.. mit Dero Herrn
Gemahl und wohl ausgebruͤteten Gaͤnslein Toch-
ter mit der flachen Bruſt und niedlichem Schnuͤr-
leib, machen en passant ihre hergebrachten hoch-
adlichen Augen und Nasloͤcher, und wie mir die
Nation von Herzen zuwider iſt, wollt ich eben
mich empfehlen, und wartete nur, bis der Graf
vom garſtigen Gewaͤſche frey waͤre, als eben mei-
ne Fraͤulein B.. herein trat, da mir denn das
Herz
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