Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 2. Leipzig, 1774.Und wie ich wehmüthig hinab sah auf ein am 17. Dez. Was ist das, mein Lieber? Jch erschrekke vor ge-
Und wie ich wehmuͤthig hinab ſah auf ein am 17. Dez. Was iſt das, mein Lieber? Jch erſchrekke vor ge-
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Und wie ich wehmuͤthig hinab ſah auf ein
Plaͤzgen, wo ich mit Lotten unter einer Weide ge-
ruht, auf einem heiſſen Spaziergange, das war auch
uͤberſchwemmt, und kaum daß ich die Weide er-
kannte! Wilhelm. Und ihre Wieſen, dacht ich,
und all die Gegend um ihr Jagdhaus, wie jezt
vom reiſſenden Strome, verſtoͤrt unſere Lauben,
dacht ich. Und der Vergangenheit Sonnenſtrahl
blikte herein — Wie einem Gefangenen ein
Traum von Heerden, Wieſen und Ehrenaͤmtern.
Jch ſtand! — Jch ſchelte mich nicht, denn ich ha-
be Muth zu ſterben — Jch haͤtte — Nun ſiz
ich hier wie ein altes Weib, das ihr Holz an Zaͤu-
nen ſtoppelt, und ihr Brod an den Thuͤren, um
ihr hinſterbendes freudloſes Daſeyn noch einen Au-
genblik zu verlaͤngern und zu erleichtern.
am 17. Dez.
Was iſt das, mein Lieber? Jch erſchrekke vor
mir ſelbſt! Jſt nicht meine Liebe zu ihr
die heiligſte, reinſte, bruͤderlichſte Liebe? Hab ich
jemals einen ſtrafbaren Wunſch in meiner Seele
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_werther02_1774/62>, abgerufen am 16.07.2024. |