Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

also nicht klettern, sondern fiel allerwegen zu-
rück, wo sie hinspringen wollte. Was das
für einen Lärm im Hause gab, da sie mit den
Nußschaalen, Trepp auf, Trepp unter, klap-
perte, kannst du dir vorstellen. Nicht an-
ders, als wenn zehn Regimenter die Trep-
pen herunter gerasselt wären. Denn wenn
es in der Nacht stille ist, kann man alles Ge-
räusch doppelt hören. Die Mägde schwitzten
vor Angst in ihrer Kammer, und keine ge-
trauete sich herauszugehen. Des andern
Morgens wurde der Betrug entdeckt, und
der Knecht bekam einen derben Verweis, da
die Herrschaft von einer Reise zurückkam.
Denn es ist nicht recht, einfältige Leute zu
fürchten zu machen, und ihre Einfalt zu miß-
brauchen.

Eine andere lustige von mir selbst. Ich
war einmal Bey einem Prediger auf dem Lan-

de.
M 4

alſo nicht klettern, ſondern fiel allerwegen zu-
ruͤck, wo ſie hinſpringen wollte. Was das
fuͤr einen Laͤrm im Hauſe gab, da ſie mit den
Nußſchaalen, Trepp auf, Trepp unter, klap-
perte, kannſt du dir vorſtellen. Nicht an-
ders, als wenn zehn Regimenter die Trep-
pen herunter geraſſelt waͤren. Denn wenn
es in der Nacht ſtille iſt, kann man alles Ge-
raͤuſch doppelt hoͤren. Die Maͤgde ſchwitzten
vor Angſt in ihrer Kammer, und keine ge-
trauete ſich herauszugehen. Des andern
Morgens wurde der Betrug entdeckt, und
der Knecht bekam einen derben Verweis, da
die Herrſchaft von einer Reiſe zuruͤckkam.
Denn es iſt nicht recht, einfaͤltige Leute zu
fuͤrchten zu machen, und ihre Einfalt zu miß-
brauchen.

Eine andere luſtige von mir ſelbſt. Ich
war einmal Bey einem Prediger auf dem Lan-

de.
M 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0205" n="183"/>
al&#x017F;o nicht klettern, &#x017F;ondern fiel allerwegen zu-<lb/>
ru&#x0364;ck, wo &#x017F;ie hin&#x017F;pringen wollte. Was das<lb/>
fu&#x0364;r einen La&#x0364;rm im Hau&#x017F;e gab, da &#x017F;ie mit den<lb/>
Nuß&#x017F;chaalen, Trepp auf, Trepp unter, klap-<lb/>
perte, kann&#x017F;t du dir vor&#x017F;tellen. Nicht an-<lb/>
ders, als wenn zehn Regimenter die Trep-<lb/>
pen herunter gera&#x017F;&#x017F;elt wa&#x0364;ren. Denn wenn<lb/>
es in der Nacht &#x017F;tille i&#x017F;t, kann man alles Ge-<lb/>
ra&#x0364;u&#x017F;ch doppelt ho&#x0364;ren. Die Ma&#x0364;gde &#x017F;chwitzten<lb/>
vor Ang&#x017F;t in ihrer Kammer, und keine ge-<lb/>
trauete &#x017F;ich herauszugehen. Des andern<lb/>
Morgens wurde der Betrug entdeckt, und<lb/>
der Knecht bekam einen derben Verweis, da<lb/>
die Herr&#x017F;chaft von einer Rei&#x017F;e zuru&#x0364;ckkam.<lb/>
Denn es i&#x017F;t nicht recht, einfa&#x0364;ltige Leute zu<lb/>
fu&#x0364;rchten zu machen, und ihre Einfalt zu miß-<lb/>
brauchen.</p><lb/>
        <p>Eine andere lu&#x017F;tige von mir &#x017F;elb&#x017F;t. Ich<lb/>
war einmal Bey einem Prediger auf dem Lan-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 4</fw><fw place="bottom" type="catch">de.</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183/0205] alſo nicht klettern, ſondern fiel allerwegen zu- ruͤck, wo ſie hinſpringen wollte. Was das fuͤr einen Laͤrm im Hauſe gab, da ſie mit den Nußſchaalen, Trepp auf, Trepp unter, klap- perte, kannſt du dir vorſtellen. Nicht an- ders, als wenn zehn Regimenter die Trep- pen herunter geraſſelt waͤren. Denn wenn es in der Nacht ſtille iſt, kann man alles Ge- raͤuſch doppelt hoͤren. Die Maͤgde ſchwitzten vor Angſt in ihrer Kammer, und keine ge- trauete ſich herauszugehen. Des andern Morgens wurde der Betrug entdeckt, und der Knecht bekam einen derben Verweis, da die Herrſchaft von einer Reiſe zuruͤckkam. Denn es iſt nicht recht, einfaͤltige Leute zu fuͤrchten zu machen, und ihre Einfalt zu miß- brauchen. Eine andere luſtige von mir ſelbſt. Ich war einmal Bey einem Prediger auf dem Lan- de. M 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/205
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/205>, abgerufen am 21.11.2024.