Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Amtmann sagte: ich weiß doch wirk-
lich noch nicht, was ich von der Sache den-
ken soll. Ich bin gar nicht abergläubisch;
aber was ich ohne Furcht selbst gesehen und
gehört habe, lasse ich mir nicht ausreden.
Wenn es wie jetzt bald gegen das Frühjahr
geht, so hört man des Nachts, wenn es
recht finster ist, um Mitternacht über dem Wal-
de ein entsetzliches Geschrey und fürchterliche
Stimmen durch einander, hu! hu! die nicht
an einem Orte bleiben, sondern sich weiter
ziehen. Man siehet auch viele Flammen,
und sogar allerley fürchterliche Figuren in der
Luft herumziehen. Das währet fast bis ge-
gen Morgen, und das hab' ich alles mehr
als einmal mit meinen Augen gesehen.

Der Reisende, der ein großer Naturken-
ner war, wurde sehr aufmerksam, und bat
seinen Freund, ihm Morgen Abend zu erlau-
ben, hinauszureuten, und den Spektakel

mit
N 5

Der Amtmann ſagte: ich weiß doch wirk-
lich noch nicht, was ich von der Sache den-
ken ſoll. Ich bin gar nicht aberglaͤubiſch;
aber was ich ohne Furcht ſelbſt geſehen und
gehoͤrt habe, laſſe ich mir nicht ausreden.
Wenn es wie jetzt bald gegen das Fruͤhjahr
geht, ſo hoͤrt man des Nachts, wenn es
recht finſter iſt, um Mitternacht uͤber dem Wal-
de ein entſetzliches Geſchrey und fuͤrchterliche
Stimmen durch einander, hu! hu! die nicht
an einem Orte bleiben, ſondern ſich weiter
ziehen. Man ſiehet auch viele Flammen,
und ſogar allerley fuͤrchterliche Figuren in der
Luft herumziehen. Das waͤhret faſt bis ge-
gen Morgen, und das hab’ ich alles mehr
als einmal mit meinen Augen geſehen.

Der Reiſende, der ein großer Naturken-
ner war, wurde ſehr aufmerkſam, und bat
ſeinen Freund, ihm Morgen Abend zu erlau-
ben, hinauszureuten, und den Spektakel

mit
N 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0223" n="201"/>
        <p>Der Amtmann &#x017F;agte: ich weiß doch wirk-<lb/>
lich noch nicht, was ich von der Sache den-<lb/>
ken &#x017F;oll. Ich bin gar nicht abergla&#x0364;ubi&#x017F;ch;<lb/>
aber was ich ohne Furcht &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;ehen und<lb/>
geho&#x0364;rt habe, la&#x017F;&#x017F;e ich mir nicht ausreden.<lb/>
Wenn es wie jetzt bald gegen das Fru&#x0364;hjahr<lb/>
geht, &#x017F;o ho&#x0364;rt man des Nachts, wenn es<lb/>
recht fin&#x017F;ter i&#x017F;t, um Mitternacht u&#x0364;ber dem Wal-<lb/>
de ein ent&#x017F;etzliches Ge&#x017F;chrey und fu&#x0364;rchterliche<lb/>
Stimmen durch einander, hu! hu! die nicht<lb/>
an einem Orte bleiben, &#x017F;ondern &#x017F;ich weiter<lb/>
ziehen. Man &#x017F;iehet auch viele Flammen,<lb/>
und &#x017F;ogar allerley fu&#x0364;rchterliche Figuren in der<lb/>
Luft herumziehen. Das wa&#x0364;hret fa&#x017F;t bis ge-<lb/>
gen Morgen, und das hab&#x2019; ich alles mehr<lb/>
als einmal mit meinen Augen ge&#x017F;ehen.</p><lb/>
        <p>Der Rei&#x017F;ende, der ein großer Naturken-<lb/>
ner war, wurde &#x017F;ehr aufmerk&#x017F;am, und bat<lb/>
&#x017F;einen Freund, ihm Morgen Abend zu erlau-<lb/>
ben, hinauszureuten, und den Spektakel<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 5</fw><fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0223] Der Amtmann ſagte: ich weiß doch wirk- lich noch nicht, was ich von der Sache den- ken ſoll. Ich bin gar nicht aberglaͤubiſch; aber was ich ohne Furcht ſelbſt geſehen und gehoͤrt habe, laſſe ich mir nicht ausreden. Wenn es wie jetzt bald gegen das Fruͤhjahr geht, ſo hoͤrt man des Nachts, wenn es recht finſter iſt, um Mitternacht uͤber dem Wal- de ein entſetzliches Geſchrey und fuͤrchterliche Stimmen durch einander, hu! hu! die nicht an einem Orte bleiben, ſondern ſich weiter ziehen. Man ſiehet auch viele Flammen, und ſogar allerley fuͤrchterliche Figuren in der Luft herumziehen. Das waͤhret faſt bis ge- gen Morgen, und das hab’ ich alles mehr als einmal mit meinen Augen geſehen. Der Reiſende, der ein großer Naturken- ner war, wurde ſehr aufmerkſam, und bat ſeinen Freund, ihm Morgen Abend zu erlau- ben, hinauszureuten, und den Spektakel mit N 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/223
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/223>, abgerufen am 21.11.2024.