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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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daß Sie mir noch ein Paar Historien mit trau-
rigem Ausgange
erzählen wollten.

V. Die erste wird dir schon aus des
Herrn von Rochows Kinderfreunde bekannt
seyn. Es wollen einige Knechte in einem
Garten nahe am Kirchhofe Aepfel stehlen.
Der eine muß sich ein weißes Tuch umhän-
gen, und sich auf den Leichenstein setzen; in-
zwischen die andern desto sicherer stehlen kön-
nen, weil alle auf den Kirchhof kommende
vor dem weißen Gespenste zurücklaufen. Das
treiben sie so einige Abende. Endlich kömmt
ganz spät ein Jäger über den Kirchhof, und
sieht das Gespenst. Er bleibt siehen, und
ruft es wohl dreymal an. Da es aber nicht
antwortet, schießt er dem Kerl die Beine voll
Schrot, daß er lange liegen, und viele
Schmerzen ausstehen mußte.

Das sind die Folgen von solchen Nar-
renspielen, wenn man ein Gespenst vorstellen,

und

daß Sie mir noch ein Paar Hiſtorien mit trau-
rigem Ausgange
erzaͤhlen wollten.

V. Die erſte wird dir ſchon aus des
Herrn von Rochows Kinderfreunde bekannt
ſeyn. Es wollen einige Knechte in einem
Garten nahe am Kirchhofe Aepfel ſtehlen.
Der eine muß ſich ein weißes Tuch umhaͤn-
gen, und ſich auf den Leichenſtein ſetzen; in-
zwiſchen die andern deſto ſicherer ſtehlen koͤn-
nen, weil alle auf den Kirchhof kommende
vor dem weißen Geſpenſte zuruͤcklaufen. Das
treiben ſie ſo einige Abende. Endlich koͤmmt
ganz ſpaͤt ein Jaͤger uͤber den Kirchhof, und
ſieht das Geſpenſt. Er bleibt ſiehen, und
ruft es wohl dreymal an. Da es aber nicht
antwortet, ſchießt er dem Kerl die Beine voll
Schrot, daß er lange liegen, und viele
Schmerzen ausſtehen mußte.

Das ſind die Folgen von ſolchen Nar-
renſpielen, wenn man ein Geſpenſt vorſtellen,

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[205/0227] daß Sie mir noch ein Paar Hiſtorien mit trau- rigem Ausgange erzaͤhlen wollten. V. Die erſte wird dir ſchon aus des Herrn von Rochows Kinderfreunde bekannt ſeyn. Es wollen einige Knechte in einem Garten nahe am Kirchhofe Aepfel ſtehlen. Der eine muß ſich ein weißes Tuch umhaͤn- gen, und ſich auf den Leichenſtein ſetzen; in- zwiſchen die andern deſto ſicherer ſtehlen koͤn- nen, weil alle auf den Kirchhof kommende vor dem weißen Geſpenſte zuruͤcklaufen. Das treiben ſie ſo einige Abende. Endlich koͤmmt ganz ſpaͤt ein Jaͤger uͤber den Kirchhof, und ſieht das Geſpenſt. Er bleibt ſiehen, und ruft es wohl dreymal an. Da es aber nicht antwortet, ſchießt er dem Kerl die Beine voll Schrot, daß er lange liegen, und viele Schmerzen ausſtehen mußte. Das ſind die Folgen von ſolchen Nar- renſpielen, wenn man ein Geſpenſt vorſtellen, und

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Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/227>, abgerufen am 21.11.2024.