Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

V. Siehst du wohl, wie leicht sich zu
den Eigensinn Tücke, Bosheit, Schaden-
freude, Lügen und dergleichen, gesellet? Ist
es nicht erschrecklich, daß Kinder durch ih-
ren Eigensinn eine ganze Haushaltung zer-
stören, und das Gesinde vertreiben können?

Ich will dir davon noch eine Geschichte
erzählen.

Es war einmal ein kleines Mädchen,
das auch so eigensinnig war, und immer auf
seinem Kopfe bestand. Als sie groß wurde
und heyrathete: was stand da der Mann,
das Gesinde mit der Frau aus! Ihre Kin-
der wurden noch ärger als die Mutter. Der
arme Mann grämte sich bald zu Tode. Und
ihr gieng es kläglich. Weil niemand mit ihr
auskommen konnte; so war sie auch von al-
len Menschen verlassen.

Franz

V. Siehſt du wohl, wie leicht ſich zu
den Eigenſinn Tuͤcke, Bosheit, Schaden-
freude, Luͤgen und dergleichen, geſellet? Iſt
es nicht erſchrecklich, daß Kinder durch ih-
ren Eigenſinn eine ganze Haushaltung zer-
ſtoͤren, und das Geſinde vertreiben koͤnnen?

Ich will dir davon noch eine Geſchichte
erzaͤhlen.

Es war einmal ein kleines Maͤdchen,
das auch ſo eigenſinnig war, und immer auf
ſeinem Kopfe beſtand. Als ſie groß wurde
und heyrathete: was ſtand da der Mann,
das Geſinde mit der Frau aus! Ihre Kin-
der wurden noch aͤrger als die Mutter. Der
arme Mann graͤmte ſich bald zu Tode. Und
ihr gieng es klaͤglich. Weil niemand mit ihr
auskommen konnte; ſo war ſie auch von al-
len Menſchen verlaſſen.

Franz
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0274" n="252"/>
        <p>V. Sieh&#x017F;t du wohl, wie leicht &#x017F;ich zu<lb/>
den Eigen&#x017F;inn Tu&#x0364;cke, Bosheit, Schaden-<lb/>
freude, Lu&#x0364;gen und dergleichen, ge&#x017F;ellet? I&#x017F;t<lb/>
es nicht er&#x017F;chrecklich, daß Kinder durch ih-<lb/>
ren Eigen&#x017F;inn eine ganze Haushaltung zer-<lb/>
&#x017F;to&#x0364;ren, und das Ge&#x017F;inde vertreiben ko&#x0364;nnen?</p><lb/>
        <p>Ich will dir davon noch eine Ge&#x017F;chichte<lb/>
erza&#x0364;hlen.</p><lb/>
        <p>Es war einmal ein kleines Ma&#x0364;dchen,<lb/>
das auch &#x017F;o eigen&#x017F;innig war, und immer auf<lb/>
&#x017F;einem Kopfe be&#x017F;tand. Als &#x017F;ie groß wurde<lb/>
und heyrathete: was &#x017F;tand da der Mann,<lb/>
das Ge&#x017F;inde mit der Frau aus! Ihre Kin-<lb/>
der wurden noch a&#x0364;rger als die Mutter. Der<lb/>
arme Mann gra&#x0364;mte &#x017F;ich bald zu Tode. Und<lb/>
ihr gieng es kla&#x0364;glich. Weil niemand mit ihr<lb/>
auskommen konnte; &#x017F;o war &#x017F;ie auch von al-<lb/>
len Men&#x017F;chen verla&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Franz</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[252/0274] V. Siehſt du wohl, wie leicht ſich zu den Eigenſinn Tuͤcke, Bosheit, Schaden- freude, Luͤgen und dergleichen, geſellet? Iſt es nicht erſchrecklich, daß Kinder durch ih- ren Eigenſinn eine ganze Haushaltung zer- ſtoͤren, und das Geſinde vertreiben koͤnnen? Ich will dir davon noch eine Geſchichte erzaͤhlen. Es war einmal ein kleines Maͤdchen, das auch ſo eigenſinnig war, und immer auf ſeinem Kopfe beſtand. Als ſie groß wurde und heyrathete: was ſtand da der Mann, das Geſinde mit der Frau aus! Ihre Kin- der wurden noch aͤrger als die Mutter. Der arme Mann graͤmte ſich bald zu Tode. Und ihr gieng es klaͤglich. Weil niemand mit ihr auskommen konnte; ſo war ſie auch von al- len Menſchen verlaſſen. Franz

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/274
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/274>, abgerufen am 21.11.2024.