Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Gemeiniglich haben alle die Kinder den
Fehler an sich, denen vom Anfang an zu viel
fürchterliches und schreckhaftes Zeug vorge-
sagt ist, oder die von den Wärterinnen bey
allen Kleinigkeiten zu fürchten gemacht wer-
den. Oder sie haben es von andern so gesehen
und angenommen, die bey der geringsten
Sache zusammenfahren, aufschreyen, und sich
anstellen, als ob das größte Unglück geschehen
wäre.

Gestärkt wird dieser Fehler, wenn man
den Kindern das schreckhafte Wesen so hinge-
hen läßt, sie bedauert, und mit ihnen quen-
gelt, wenn sie ein Bißchen erschrocken sind.
"Du armes Kind! bist du schon wieder er-
schrocken? Es wird dir ja nichts schaden."
Dann meynen die Kinder, es sey recht, und
sie müßtens thun.

Dorchen war ein so schreckhaftes Kind.
Bey der geringsten Kleinigkeit fuhr es zusam-

men.

Gemeiniglich haben alle die Kinder den
Fehler an ſich, denen vom Anfang an zu viel
fuͤrchterliches und ſchreckhaftes Zeug vorge-
ſagt iſt, oder die von den Waͤrterinnen bey
allen Kleinigkeiten zu fuͤrchten gemacht wer-
den. Oder ſie haben es von andern ſo geſehen
und angenommen, die bey der geringſten
Sache zuſammenfahren, aufſchreyen, und ſich
anſtellen, als ob das groͤßte Ungluͤck geſchehen
waͤre.

Geſtaͤrkt wird dieſer Fehler, wenn man
den Kindern das ſchreckhafte Weſen ſo hinge-
hen laͤßt, ſie bedauert, und mit ihnen quen-
gelt, wenn ſie ein Bißchen erſchrocken ſind.
„Du armes Kind! biſt du ſchon wieder er-
ſchrocken? Es wird dir ja nichts ſchaden.“
Dann meynen die Kinder, es ſey recht, und
ſie muͤßtens thun.

Dorchen war ein ſo ſchreckhaftes Kind.
Bey der geringſten Kleinigkeit fuhr es zuſam-

men.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0110" n="88"/>
        <p>Gemeiniglich haben alle die Kinder den<lb/>
Fehler an &#x017F;ich, denen vom Anfang an zu viel<lb/>
fu&#x0364;rchterliches und &#x017F;chreckhaftes Zeug vorge-<lb/>
&#x017F;agt i&#x017F;t, oder die von den Wa&#x0364;rterinnen bey<lb/>
allen Kleinigkeiten zu fu&#x0364;rchten gemacht wer-<lb/>
den. Oder &#x017F;ie haben es von andern &#x017F;o ge&#x017F;ehen<lb/>
und angenommen, die bey der gering&#x017F;ten<lb/>
Sache zu&#x017F;ammenfahren, auf&#x017F;chreyen, und &#x017F;ich<lb/>
an&#x017F;tellen, als ob das gro&#x0364;ßte Unglu&#x0364;ck ge&#x017F;chehen<lb/>
wa&#x0364;re.</p><lb/>
        <p>Ge&#x017F;ta&#x0364;rkt wird die&#x017F;er Fehler, wenn man<lb/>
den Kindern das &#x017F;chreckhafte We&#x017F;en &#x017F;o hinge-<lb/>
hen la&#x0364;ßt, &#x017F;ie bedauert, und mit ihnen quen-<lb/>
gelt, wenn &#x017F;ie ein Bißchen er&#x017F;chrocken &#x017F;ind.<lb/>
&#x201E;Du armes Kind! bi&#x017F;t du &#x017F;chon wieder er-<lb/>
&#x017F;chrocken? Es wird dir ja nichts &#x017F;chaden.&#x201C;<lb/>
Dann meynen die Kinder, es &#x017F;ey recht, und<lb/>
&#x017F;ie mu&#x0364;ßtens thun.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Dorchen</hi> war ein &#x017F;o &#x017F;chreckhaftes Kind.<lb/>
Bey der gering&#x017F;ten Kleinigkeit fuhr es zu&#x017F;am-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">men.</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88/0110] Gemeiniglich haben alle die Kinder den Fehler an ſich, denen vom Anfang an zu viel fuͤrchterliches und ſchreckhaftes Zeug vorge- ſagt iſt, oder die von den Waͤrterinnen bey allen Kleinigkeiten zu fuͤrchten gemacht wer- den. Oder ſie haben es von andern ſo geſehen und angenommen, die bey der geringſten Sache zuſammenfahren, aufſchreyen, und ſich anſtellen, als ob das groͤßte Ungluͤck geſchehen waͤre. Geſtaͤrkt wird dieſer Fehler, wenn man den Kindern das ſchreckhafte Weſen ſo hinge- hen laͤßt, ſie bedauert, und mit ihnen quen- gelt, wenn ſie ein Bißchen erſchrocken ſind. „Du armes Kind! biſt du ſchon wieder er- ſchrocken? Es wird dir ja nichts ſchaden.“ Dann meynen die Kinder, es ſey recht, und ſie muͤßtens thun. Dorchen war ein ſo ſchreckhaftes Kind. Bey der geringſten Kleinigkeit fuhr es zuſam- men.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/110
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/110>, abgerufen am 21.11.2024.