gemeinsten, gewöhnlichsten Dinge zuerst, mit denen sie täglich umgeben sind.
Ich war neulich einmal an einem Orte, wo die Kinder den Umlauf des Bluts im Körper recht pedantisch hererzählen muß- ten, wie sie es auswendig gelernt hatten. Es war Wortkrämerey, und weiter nichts. Ich fragte hierauf: Wie wird denn die But- ter -- die Tinte gemacht?
Die Kinder sahen mich starr an, und lachten -- meynten, das zu wissen, wäre nicht nöthig. Da erzählte ichs ihnen, in- sonderheit von der Tinte. Wie viel Arti- ges könnt' ich ihnen dabey von den Gall- äpfeln, von den Fliegen, die sie machen, vom Vitriol, vom Gummi u. s. w. sa- gen! Das gefiel den Kindern so wohl, daß ich sie den ganzen Abend nicht los werden konnte.
Nach dieser Methode werd' ich im drit- ten und vierten Bändchen viel Nützliches
und
gemeinſten, gewoͤhnlichſten Dinge zuerſt, mit denen ſie taͤglich umgeben ſind.
Ich war neulich einmal an einem Orte, wo die Kinder den Umlauf des Bluts im Koͤrper recht pedantiſch hererzaͤhlen muß- ten, wie ſie es auswendig gelernt hatten. Es war Wortkraͤmerey, und weiter nichts. Ich fragte hierauf: Wie wird denn die But- ter — die Tinte gemacht?
Die Kinder ſahen mich ſtarr an, und lachten — meynten, das zu wiſſen, waͤre nicht noͤthig. Da erzaͤhlte ichs ihnen, in- ſonderheit von der Tinte. Wie viel Arti- ges koͤnnt’ ich ihnen dabey von den Gall- aͤpfeln, von den Fliegen, die ſie machen, vom Vitriol, vom Gummi u. ſ. w. ſa- gen! Das gefiel den Kindern ſo wohl, daß ich ſie den ganzen Abend nicht los werden konnte.
Nach dieſer Methode werd’ ich im drit- ten und vierten Baͤndchen viel Nuͤtzliches
und
<TEI><text><front><divn="1"><p><pbfacs="#f0014"/>
gemeinſten, gewoͤhnlichſten Dinge <hirendition="#fr">zuerſt</hi>,<lb/>
mit denen ſie taͤglich umgeben ſind.</p><lb/><p>Ich war neulich einmal an einem Orte,<lb/>
wo die Kinder den Umlauf des Bluts im<lb/>
Koͤrper recht pedantiſch hererzaͤhlen muß-<lb/>
ten, wie ſie es auswendig gelernt hatten.<lb/>
Es war Wortkraͤmerey, und weiter nichts.<lb/>
Ich fragte hierauf: Wie wird denn die <hirendition="#fr">But-<lb/>
ter</hi>— die <hirendition="#fr">Tinte</hi> gemacht?</p><lb/><p>Die Kinder ſahen mich ſtarr an, und<lb/>
lachten — meynten, das zu wiſſen, waͤre<lb/>
nicht noͤthig. Da erzaͤhlte ichs ihnen, in-<lb/>ſonderheit von der <hirendition="#fr">Tinte</hi>. Wie viel Arti-<lb/>
ges koͤnnt’ ich ihnen dabey von den <hirendition="#fr">Gall-<lb/>
aͤpfeln</hi>, von den <hirendition="#fr">Fliegen</hi>, die ſie machen,<lb/>
vom <hirendition="#fr">Vitriol</hi>, vom <hirendition="#fr">Gummi</hi> u. ſ. w. ſa-<lb/>
gen! Das gefiel den Kindern ſo wohl, daß<lb/>
ich ſie den ganzen Abend nicht los werden<lb/>
konnte.</p><lb/><p>Nach dieſer Methode werd’ ich im <hirendition="#fr">drit-<lb/>
ten und vierten</hi> Baͤndchen viel Nuͤtzliches<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></front></text></TEI>
[0014]
gemeinſten, gewoͤhnlichſten Dinge zuerſt,
mit denen ſie taͤglich umgeben ſind.
Ich war neulich einmal an einem Orte,
wo die Kinder den Umlauf des Bluts im
Koͤrper recht pedantiſch hererzaͤhlen muß-
ten, wie ſie es auswendig gelernt hatten.
Es war Wortkraͤmerey, und weiter nichts.
Ich fragte hierauf: Wie wird denn die But-
ter — die Tinte gemacht?
Die Kinder ſahen mich ſtarr an, und
lachten — meynten, das zu wiſſen, waͤre
nicht noͤthig. Da erzaͤhlte ichs ihnen, in-
ſonderheit von der Tinte. Wie viel Arti-
ges koͤnnt’ ich ihnen dabey von den Gall-
aͤpfeln, von den Fliegen, die ſie machen,
vom Vitriol, vom Gummi u. ſ. w. ſa-
gen! Das gefiel den Kindern ſo wohl, daß
ich ſie den ganzen Abend nicht los werden
konnte.
Nach dieſer Methode werd’ ich im drit-
ten und vierten Baͤndchen viel Nuͤtzliches
und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/14>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.