Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

so bist du angenehm, wie ich dirs hier vorge-
schrieben habe. -- Und dann einmal diese
Zahlen: 8, 749, 632."

Er schriebs, aber wie? Husch! in einer
Minute war er fertig. Aber nicht geschrieben,
sondern gekritzelt, daß es kein Mensch lesen,
oder erkennen konnte, was es seyn sollte.

"Nein! sagte Dorchen, liebes Fränzchen!
das geht nicht. So lernst du alle mein Lebetage
nicht schreiben. Man wird dirs gewiß schon
gesagt haben, daß du dabey viel zu hitzig und
geschwinde bist. Mir giengs im Anfange eben
so. Ich hielt die Feder viel zu weit nach der
Rechten. Da kam ich denn auch immer den
Berg in die Höhe, und konnte nicht auf der
Linie bleiben. Wenn ich nur fertig war, so
war ich zufrieden, es mochte seyn wie es
wollte."

"Mich dünkt, du siehst auch nicht fleißig
nach der Vorschrift. Da mußt du Buchstaben

vor

ſo biſt du angenehm, wie ich dirs hier vorge-
ſchrieben habe. — Und dann einmal dieſe
Zahlen: 8, 749, 632.“

Er ſchriebs, aber wie? Huſch! in einer
Minute war er fertig. Aber nicht geſchrieben,
ſondern gekritzelt, daß es kein Menſch leſen,
oder erkennen konnte, was es ſeyn ſollte.

„Nein! ſagte Dorchen, liebes Fraͤnzchen!
das geht nicht. So lernſt du alle mein Lebetage
nicht ſchreiben. Man wird dirs gewiß ſchon
geſagt haben, daß du dabey viel zu hitzig und
geſchwinde biſt. Mir giengs im Anfange eben
ſo. Ich hielt die Feder viel zu weit nach der
Rechten. Da kam ich denn auch immer den
Berg in die Hoͤhe, und konnte nicht auf der
Linie bleiben. Wenn ich nur fertig war, ſo
war ich zufrieden, es mochte ſeyn wie es
wollte.“

„Mich duͤnkt, du ſiehſt auch nicht fleißig
nach der Vorſchrift. Da mußt du Buchſtaben

vor
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0248" n="226"/>
&#x017F;o bi&#x017F;t du angenehm, wie ich dirs hier vorge-<lb/>
&#x017F;chrieben habe. &#x2014; Und dann einmal die&#x017F;e<lb/>
Zahlen: 8, 749, 632.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Er &#x017F;chriebs, aber wie? Hu&#x017F;ch! in einer<lb/>
Minute war er fertig. Aber nicht ge&#x017F;chrieben,<lb/>
&#x017F;ondern gekritzelt, daß es kein Men&#x017F;ch le&#x017F;en,<lb/>
oder erkennen konnte, was es &#x017F;eyn &#x017F;ollte.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nein! &#x017F;agte <hi rendition="#fr">Dorchen</hi>, liebes Fra&#x0364;nzchen!<lb/>
das geht nicht. So lern&#x017F;t du alle mein Lebetage<lb/>
nicht &#x017F;chreiben. Man wird dirs gewiß &#x017F;chon<lb/>
ge&#x017F;agt haben, daß du dabey viel zu hitzig und<lb/>
ge&#x017F;chwinde bi&#x017F;t. Mir giengs im Anfange eben<lb/>
&#x017F;o. Ich hielt die Feder viel zu weit nach der<lb/>
Rechten. Da kam ich denn auch immer den<lb/>
Berg in die Ho&#x0364;he, und konnte nicht auf der<lb/>
Linie bleiben. Wenn ich nur fertig war, &#x017F;o<lb/>
war ich zufrieden, es mochte &#x017F;eyn wie es<lb/>
wollte.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Mich du&#x0364;nkt, du &#x017F;ieh&#x017F;t auch nicht fleißig<lb/>
nach der Vor&#x017F;chrift. Da mußt du Buch&#x017F;taben<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">vor</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[226/0248] ſo biſt du angenehm, wie ich dirs hier vorge- ſchrieben habe. — Und dann einmal dieſe Zahlen: 8, 749, 632.“ Er ſchriebs, aber wie? Huſch! in einer Minute war er fertig. Aber nicht geſchrieben, ſondern gekritzelt, daß es kein Menſch leſen, oder erkennen konnte, was es ſeyn ſollte. „Nein! ſagte Dorchen, liebes Fraͤnzchen! das geht nicht. So lernſt du alle mein Lebetage nicht ſchreiben. Man wird dirs gewiß ſchon geſagt haben, daß du dabey viel zu hitzig und geſchwinde biſt. Mir giengs im Anfange eben ſo. Ich hielt die Feder viel zu weit nach der Rechten. Da kam ich denn auch immer den Berg in die Hoͤhe, und konnte nicht auf der Linie bleiben. Wenn ich nur fertig war, ſo war ich zufrieden, es mochte ſeyn wie es wollte.“ „Mich duͤnkt, du ſiehſt auch nicht fleißig nach der Vorſchrift. Da mußt du Buchſtaben vor

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/248
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/248>, abgerufen am 24.11.2024.