ne Tochter? Deine Mutter klagt darüber, und das geht mir sehr nahe. Das muß ich dir sagen, da du sonst in allen Stücken ein so folgsames und gehorsames Kind bist.
Siehe Fiekchen an. Das ist noch nicht einmal so alt, als du, und hat sich schon selbst Strumpfbänder, Kopfbinden, und dergleichen gestrickt -- hat sich schon einige Tücher ge- säumt, und kann recht niedlich spinnen. Soll- test du das nicht eben so gut können, wenn du wolltest? Es muß also an deinem Willen lie- gen, und das ist mir eben nicht lieb zu hören.
Das ist wohl wahr, lieber Vater! ant- wortete Dorchen, daß Fiekchen das kann, was Sie da sagen; aber es kann auch noch nicht lesen, schreiben und rechnen. Und das kann ich doch schon. Das ist aber zehn- mal besser, als Stricken, Nähen und Spin- nen. Ich muß es Ihnen nur ehrlich sagen, daß ich dazu gar keine rechte Lust habe. Sonst
könnte
ne Tochter? Deine Mutter klagt daruͤber, und das geht mir ſehr nahe. Das muß ich dir ſagen, da du ſonſt in allen Stuͤcken ein ſo folgſames und gehorſames Kind biſt.
Siehe Fiekchen an. Das iſt noch nicht einmal ſo alt, als du, und hat ſich ſchon ſelbſt Strumpfbaͤnder, Kopfbinden, und dergleichen geſtrickt — hat ſich ſchon einige Tuͤcher ge- ſaͤumt, und kann recht niedlich ſpinnen. Soll- teſt du das nicht eben ſo gut koͤnnen, wenn du wollteſt? Es muß alſo an deinem Willen lie- gen, und das iſt mir eben nicht lieb zu hoͤren.
Das iſt wohl wahr, lieber Vater! ant- wortete Dorchen, daß Fiekchen das kann, was Sie da ſagen; aber es kann auch noch nicht leſen, ſchreiben und rechnen. Und das kann ich doch ſchon. Das iſt aber zehn- mal beſſer, als Stricken, Naͤhen und Spin- nen. Ich muß es Ihnen nur ehrlich ſagen, daß ich dazu gar keine rechte Luſt habe. Sonſt
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ne Tochter? Deine Mutter klagt daruͤber,
und das geht mir ſehr nahe. Das muß ich
dir ſagen, da du ſonſt in allen Stuͤcken ein
ſo folgſames und gehorſames Kind biſt.
Siehe Fiekchen an. Das iſt noch nicht
einmal ſo alt, als du, und hat ſich ſchon ſelbſt
Strumpfbaͤnder, Kopfbinden, und dergleichen
geſtrickt — hat ſich ſchon einige Tuͤcher ge-
ſaͤumt, und kann recht niedlich ſpinnen. Soll-
teſt du das nicht eben ſo gut koͤnnen, wenn du
wollteſt? Es muß alſo an deinem Willen lie-
gen, und das iſt mir eben nicht lieb zu hoͤren.
Das iſt wohl wahr, lieber Vater! ant-
wortete Dorchen, daß Fiekchen das kann,
was Sie da ſagen; aber es kann auch noch
nicht leſen, ſchreiben und rechnen. Und das
kann ich doch ſchon. Das iſt aber zehn-
mal beſſer, als Stricken, Naͤhen und Spin-
nen. Ich muß es Ihnen nur ehrlich ſagen,
daß ich dazu gar keine rechte Luſt habe. Sonſt
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/256>, abgerufen am 24.11.2024.
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