gen anderer guten Menschen. Die Ehre und der Ruhm der halben Stadt. Wenn man ein recht artiges, liebes Kind beschreiben wollte, so wurde Lottchen genannt. Es wurde oft in Gesellschaften gebeten, weil es die Leute gar zu gern bey sich haben und leiden moch- ten. Andere Kinder mußten es oft von ih- ren Aeltern hören, daß sie nicht so artig als Lottchen wären.
Aber das Ding kehrte sich gewaltig um. Lottchen wurde mit einemmale wieder so un- artig, daß es alle Tage eine neue üble Ge- wohnheit annahm, und durch seine schlechte Sitten und Aufführung jetzo desto unleidlicher wurde, je artiger es vorher gewesen war.
Woher mochte das wohl kommen? Ganz gewiß zuerst davon, daß man das Kind zu viel gelobt, und durch das viele Loben verdorben hatte. Denn nun dachte es schon, es sey voll- kommen, es sey artig genug, und dürfe nicht
besser
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gen anderer guten Menſchen. Die Ehre und der Ruhm der halben Stadt. Wenn man ein recht artiges, liebes Kind beſchreiben wollte, ſo wurde Lottchen genannt. Es wurde oft in Geſellſchaften gebeten, weil es die Leute gar zu gern bey ſich haben und leiden moch- ten. Andere Kinder mußten es oft von ih- ren Aeltern hoͤren, daß ſie nicht ſo artig als Lottchen waͤren.
Aber das Ding kehrte ſich gewaltig um. Lottchen wurde mit einemmale wieder ſo un- artig, daß es alle Tage eine neue uͤble Ge- wohnheit annahm, und durch ſeine ſchlechte Sitten und Auffuͤhrung jetzo deſto unleidlicher wurde, je artiger es vorher geweſen war.
Woher mochte das wohl kommen? Ganz gewiß zuerſt davon, daß man das Kind zu viel gelobt, und durch das viele Loben verdorben hatte. Denn nun dachte es ſchon, es ſey voll- kommen, es ſey artig genug, und duͤrfe nicht
beſſer
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gen anderer guten Menſchen. Die Ehre und
der Ruhm der halben Stadt. Wenn man ein
recht artiges, liebes Kind beſchreiben wollte,
ſo wurde Lottchen genannt. Es wurde oft
in Geſellſchaften gebeten, weil es die Leute
gar zu gern bey ſich haben und leiden moch-
ten. Andere Kinder mußten es oft von ih-
ren Aeltern hoͤren, daß ſie nicht ſo artig als
Lottchen waͤren.
Aber das Ding kehrte ſich gewaltig um.
Lottchen wurde mit einemmale wieder ſo un-
artig, daß es alle Tage eine neue uͤble Ge-
wohnheit annahm, und durch ſeine ſchlechte
Sitten und Auffuͤhrung jetzo deſto unleidlicher
wurde, je artiger es vorher geweſen war.
Woher mochte das wohl kommen? Ganz
gewiß zuerſt davon, daß man das Kind zu viel
gelobt, und durch das viele Loben verdorben
hatte. Denn nun dachte es ſchon, es ſey voll-
kommen, es ſey artig genug, und duͤrfe nicht
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/269>, abgerufen am 24.11.2024.
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