Thut das nicht wieder, einen dummen Bauerjungen auszulachen. Eher solltet ihr Mitleiden mit ihm haben, als seiner spotten. Denn das verdient er nicht. Das verdient ein Stadtkind weit eher, wenn es eine gute Erziehung hat, aber doch faul, unreinlich, nachläßig und unhöflich ist, oder die gute Erziehung übel anwendet. Manches Bauer- kind hat oft ein weit besser Herz, und ist sei- nen Aeltern gehorsamer, als manches wohl erzogene Stadtkind, welches das viele Gute nicht erkennet, das an ihm geschiehet.
Bedenkt einmal, wenn ich und eure Mut- ter bald stürben, und ihr müßtet unter andere Leute. Vermögen lasse ich euch nicht. Das wißt ihr. Ich wende alles an eure Erziehung. Wie würde es euch denn gehen? Würdet ihr nicht bald Töffel werden?
Wohl erzogene Kinder müssen Bauerkin- der, oder andere schlecht erzogene Kinder nicht
aus-
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Thut das nicht wieder, einen dummen Bauerjungen auszulachen. Eher ſolltet ihr Mitleiden mit ihm haben, als ſeiner ſpotten. Denn das verdient er nicht. Das verdient ein Stadtkind weit eher, wenn es eine gute Erziehung hat, aber doch faul, unreinlich, nachlaͤßig und unhoͤflich iſt, oder die gute Erziehung uͤbel anwendet. Manches Bauer- kind hat oft ein weit beſſer Herz, und iſt ſei- nen Aeltern gehorſamer, als manches wohl erzogene Stadtkind, welches das viele Gute nicht erkennet, das an ihm geſchiehet.
Bedenkt einmal, wenn ich und eure Mut- ter bald ſtuͤrben, und ihr muͤßtet unter andere Leute. Vermoͤgen laſſe ich euch nicht. Das wißt ihr. Ich wende alles an eure Erziehung. Wie wuͤrde es euch denn gehen? Wuͤrdet ihr nicht bald Toͤffel werden?
Wohl erzogene Kinder muͤſſen Bauerkin- der, oder andere ſchlecht erzogene Kinder nicht
aus-
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Thut das nicht wieder, einen dummen
Bauerjungen auszulachen. Eher ſolltet ihr
Mitleiden mit ihm haben, als ſeiner ſpotten.
Denn das verdient er nicht. Das verdient
ein Stadtkind weit eher, wenn es eine gute
Erziehung hat, aber doch faul, unreinlich,
nachlaͤßig und unhoͤflich iſt, oder die gute
Erziehung uͤbel anwendet. Manches Bauer-
kind hat oft ein weit beſſer Herz, und iſt ſei-
nen Aeltern gehorſamer, als manches wohl
erzogene Stadtkind, welches das viele Gute
nicht erkennet, das an ihm geſchiehet.
Bedenkt einmal, wenn ich und eure Mut-
ter bald ſtuͤrben, und ihr muͤßtet unter andere
Leute. Vermoͤgen laſſe ich euch nicht. Das
wißt ihr. Ich wende alles an eure Erziehung.
Wie wuͤrde es euch denn gehen? Wuͤrdet ihr
nicht bald Toͤffel werden?
Wohl erzogene Kinder muͤſſen Bauerkin-
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/27>, abgerufen am 21.11.2024.
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