Welt, nämlich so viel Neid und Haß gegen andere, im Herzen hatten! Sie machten auch viele Kreuze vor sich, damit ihnen nichts Bö- ses begegnen möchte.
Denn das ist eben der rechte abergläu- bische Mißbrauch von dem Zeichen des Kreu- zes. Dieß soll das Kreuz Christi bedeuten. Dem schreiben sie die Kraft zu, wenn sie dieß Zeichen mit den Fingern dreymal vor den Kopf und vor die Brust machen, daß ihnen dann die Gespenster, Hexen und bösen Geister nichts thun könnten.
Wie ist doch das so gerade wider alle ge- sunde Vernunft, daß es auch ein Kind begrei- fen kann! -- so ganz wider alle Absicht des Kreuzestodes Christi! Der ist dazu geschehen, daß er die Menschen von ihren Sünden erlö- sete, und daß wir von ihm lernen sollen, der Wahrheit und dem Guten, wie er, getreu zu bleiben.
Nun
IITheil. R
Welt, naͤmlich ſo viel Neid und Haß gegen andere, im Herzen hatten! Sie machten auch viele Kreuze vor ſich, damit ihnen nichts Boͤ- ſes begegnen moͤchte.
Denn das iſt eben der rechte aberglaͤu- biſche Mißbrauch von dem Zeichen des Kreu- zes. Dieß ſoll das Kreuz Chriſti bedeuten. Dem ſchreiben ſie die Kraft zu, wenn ſie dieß Zeichen mit den Fingern dreymal vor den Kopf und vor die Bruſt machen, daß ihnen dann die Geſpenſter, Hexen und boͤſen Geiſter nichts thun koͤnnten.
Wie iſt doch das ſo gerade wider alle ge- ſunde Vernunft, daß es auch ein Kind begrei- fen kann! — ſo ganz wider alle Abſicht des Kreuzestodes Chriſti! Der iſt dazu geſchehen, daß er die Menſchen von ihren Suͤnden erloͤ- ſete, und daß wir von ihm lernen ſollen, der Wahrheit und dem Guten, wie er, getreu zu bleiben.
Nun
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Welt, naͤmlich ſo viel Neid und Haß gegen
andere, im Herzen hatten! Sie machten auch
viele Kreuze vor ſich, damit ihnen nichts Boͤ-
ſes begegnen moͤchte.
Denn das iſt eben der rechte aberglaͤu-
biſche Mißbrauch von dem Zeichen des Kreu-
zes. Dieß ſoll das Kreuz Chriſti bedeuten.
Dem ſchreiben ſie die Kraft zu, wenn ſie dieß
Zeichen mit den Fingern dreymal vor den Kopf
und vor die Bruſt machen, daß ihnen dann
die Geſpenſter, Hexen und boͤſen Geiſter nichts
thun koͤnnten.
Wie iſt doch das ſo gerade wider alle ge-
ſunde Vernunft, daß es auch ein Kind begrei-
fen kann! — ſo ganz wider alle Abſicht des
Kreuzestodes Chriſti! Der iſt dazu geſchehen,
daß er die Menſchen von ihren Suͤnden erloͤ-
ſete, und daß wir von ihm lernen ſollen, der
Wahrheit und dem Guten, wie er, getreu zu
bleiben.
Nun
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/279>, abgerufen am 24.11.2024.
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