vorgekommen sind -- und sah die Mutter liebreich an, als wollte er sich bedanken, daß sie es hingelegt hätte.
Indem hob diese ihre Serviette auf, und fand auch ein Sträuschen. Da sahen sich Vater und Mutter einander an; -- aber nun blickten sie nach den beyden lieben Mädchen hin, die am Fenster standen, und diesen Blick mit schmachtender Sehnsucht erwarteten. Eine sanfte Röthe, welche die Empfindung über die Freude ihrer Aeltern hervorbrachte, mit stiller Bescheidenheit vermischt, überzog ihre Wangen, und sie bekamen beyde hier die sanf- te Unschuld und Schönheit der Veilchen.
Da! da! sagte die Mutter zum Vater -- da stehen die lieben Geberinnen, die uns dieß erste Gartengeschenk gemacht haben. Siehst du es ihnen nicht an, mein Lieber! daß sie es gethan haben? Ihr ganzes gutes Herz liegt jetzt auf ihren Wangen. Kommt her, ihr
guten
vorgekommen ſind — und ſah die Mutter liebreich an, als wollte er ſich bedanken, daß ſie es hingelegt haͤtte.
Indem hob dieſe ihre Serviette auf, und fand auch ein Straͤuschen. Da ſahen ſich Vater und Mutter einander an; — aber nun blickten ſie nach den beyden lieben Maͤdchen hin, die am Fenſter ſtanden, und dieſen Blick mit ſchmachtender Sehnſucht erwarteten. Eine ſanfte Roͤthe, welche die Empfindung uͤber die Freude ihrer Aeltern hervorbrachte, mit ſtiller Beſcheidenheit vermiſcht, uͤberzog ihre Wangen, und ſie bekamen beyde hier die ſanf- te Unſchuld und Schoͤnheit der Veilchen.
Da! da! ſagte die Mutter zum Vater — da ſtehen die lieben Geberinnen, die uns dieß erſte Gartengeſchenk gemacht haben. Siehſt du es ihnen nicht an, mein Lieber! daß ſie es gethan haben? Ihr ganzes gutes Herz liegt jetzt auf ihren Wangen. Kommt her, ihr
guten
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vorgekommen ſind — und ſah die Mutter
liebreich an, als wollte er ſich bedanken, daß
ſie es hingelegt haͤtte.
Indem hob dieſe ihre Serviette auf, und
fand auch ein Straͤuschen. Da ſahen ſich
Vater und Mutter einander an; — aber nun
blickten ſie nach den beyden lieben Maͤdchen
hin, die am Fenſter ſtanden, und dieſen Blick
mit ſchmachtender Sehnſucht erwarteten. Eine
ſanfte Roͤthe, welche die Empfindung uͤber
die Freude ihrer Aeltern hervorbrachte, mit
ſtiller Beſcheidenheit vermiſcht, uͤberzog ihre
Wangen, und ſie bekamen beyde hier die ſanf-
te Unſchuld und Schoͤnheit der Veilchen.
Da! da! ſagte die Mutter zum Vater —
da ſtehen die lieben Geberinnen, die uns dieß
erſte Gartengeſchenk gemacht haben. Siehſt
du es ihnen nicht an, mein Lieber! daß ſie es
gethan haben? Ihr ganzes gutes Herz liegt
jetzt auf ihren Wangen. Kommt her, ihr
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/307>, abgerufen am 22.11.2024.
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