Mutter. Das ist wohl wahr, mein Lie- ber! Das weiß ich von Christo selbst, dem ein gutes Herz lieber als alles war, und der, besonders gegen gute Kinder, ein so gutes Herz hatte.
Er stand einmal im Tempel vor dem Got- teskasten, da die Leute ihre Gaben einlegten. Da kamen die reichen Pharisäer und warfen viel hinein, mit einer Art, daß es alle Leute recht sehen und sie hoch rühmen sollten.
Da kam aber auch eine arme, arme Witt- we, und legte ihr Scherflein -- nur ein We- niges -- hinein; aber mit einer guten Absicht, und mit dem redlichsten Herzen. O! dieß Scherflein war Christo lieber, als alle die andern reichen Gaben. Denn er sah aufs Herz, und sprach:
Diese arme Wittwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt, denn alle, die einge- legt haben. Denn sie haben alle von ihrem
Uebrigen
IITheil. T
Mutter. Das iſt wohl wahr, mein Lie- ber! Das weiß ich von Chriſto ſelbſt, dem ein gutes Herz lieber als alles war, und der, beſonders gegen gute Kinder, ein ſo gutes Herz hatte.
Er ſtand einmal im Tempel vor dem Got- teskaſten, da die Leute ihre Gaben einlegten. Da kamen die reichen Phariſaͤer und warfen viel hinein, mit einer Art, daß es alle Leute recht ſehen und ſie hoch ruͤhmen ſollten.
Da kam aber auch eine arme, arme Witt- we, und legte ihr Scherflein — nur ein We- niges — hinein; aber mit einer guten Abſicht, und mit dem redlichſten Herzen. O! dieß Scherflein war Chriſto lieber, als alle die andern reichen Gaben. Denn er ſah aufs Herz, und ſprach:
Dieſe arme Wittwe hat mehr in den Gotteskaſten gelegt, denn alle, die einge- legt haben. Denn ſie haben alle von ihrem
Uebrigen
IITheil. T
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Mutter. Das iſt wohl wahr, mein Lie-
ber! Das weiß ich von Chriſto ſelbſt, dem
ein gutes Herz lieber als alles war, und der,
beſonders gegen gute Kinder, ein ſo gutes
Herz hatte.
Er ſtand einmal im Tempel vor dem Got-
teskaſten, da die Leute ihre Gaben einlegten.
Da kamen die reichen Phariſaͤer und warfen
viel hinein, mit einer Art, daß es alle Leute
recht ſehen und ſie hoch ruͤhmen ſollten.
Da kam aber auch eine arme, arme Witt-
we, und legte ihr Scherflein — nur ein We-
niges — hinein; aber mit einer guten Abſicht,
und mit dem redlichſten Herzen. O! dieß
Scherflein war Chriſto lieber, als alle die
andern reichen Gaben. Denn er ſah aufs
Herz, und ſprach:
Dieſe arme Wittwe hat mehr in den
Gotteskaſten gelegt, denn alle, die einge-
legt haben. Denn ſie haben alle von ihrem
Uebrigen
II Theil. T
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/311>, abgerufen am 22.11.2024.
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