Mutter. Bleibet, ihr Lieben! wie diese Blümchen, voll stiller Unschuld und innerer Tugend. Auf die merkt Gott, und es ist ihm Freude, wie es uns heute gewesen ist.
LVII. Die Langschläferinn.
Das lange Schlafen ist der Gesundheit höchst schädlich, macht den Körper matt, an- statt ihn zu stärken, und bringt die Kinder um viele Freuden.
Karoline war und hieß die Langschlä- ferinn. Denn sie war des Morgens gar nicht aus dem Bette zu bringen. Wenn die andern Kinder, Franz, Karl, Jettchen, schon eine Stunde und länger aufgewesen waren, sich gewaschen und angezogen hatten, dann kam sie erst aus den Federn gekrochen -- rieb sich die Augen, gähnte wie einer, der nicht aus-
geschla-
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Mutter. Bleibet, ihr Lieben! wie dieſe Bluͤmchen, voll ſtiller Unſchuld und innerer Tugend. Auf die merkt Gott, und es iſt ihm Freude, wie es uns heute geweſen iſt.
LVII. Die Langſchlaͤferinn.
Das lange Schlafen iſt der Geſundheit hoͤchſt ſchaͤdlich, macht den Koͤrper matt, an- ſtatt ihn zu ſtaͤrken, und bringt die Kinder um viele Freuden.
Karoline war und hieß die Langſchlaͤ- ferinn. Denn ſie war des Morgens gar nicht aus dem Bette zu bringen. Wenn die andern Kinder, Franz, Karl, Jettchen, ſchon eine Stunde und laͤnger aufgeweſen waren, ſich gewaſchen und angezogen hatten, dann kam ſie erſt aus den Federn gekrochen — rieb ſich die Augen, gaͤhnte wie einer, der nicht aus-
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Mutter. Bleibet, ihr Lieben! wie dieſe
Bluͤmchen, voll ſtiller Unſchuld und innerer
Tugend. Auf die merkt Gott, und es iſt ihm
Freude, wie es uns heute geweſen iſt.
LVII.
Die Langſchlaͤferinn.
Das lange Schlafen iſt der Geſundheit hoͤchſt
ſchaͤdlich, macht den Koͤrper matt, an-
ſtatt ihn zu ſtaͤrken, und bringt die Kinder
um viele Freuden.
Karoline war und hieß die Langſchlaͤ-
ferinn. Denn ſie war des Morgens gar nicht
aus dem Bette zu bringen. Wenn die andern
Kinder, Franz, Karl, Jettchen, ſchon eine
Stunde und laͤnger aufgeweſen waren, ſich
gewaſchen und angezogen hatten, dann kam
ſie erſt aus den Federn gekrochen — rieb ſich
die Augen, gaͤhnte wie einer, der nicht aus-
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/313>, abgerufen am 22.11.2024.
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