Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

einmal ein Stückchen schwarz Brod. Wenn
ich mit meinem Salzbrod vor der Thür stehe,
kömmt immer der Junker geschlichen: Gieb mir
doch ein Bißchen von deinem Brod, ich will
dir dafür ein Stückchen Kuchen oder Torte
geben. -- So ekelt ihnen schon vor dem ewi-
gen süßen Zeuge. Und wie sehen sie auch aus?
Wie die Schatten. Wenn wir manchmal mit
einander spatzieren gehen, da können sie nicht
fort -- legen oder setzen sich alle Augenblicke
hin -- können keinen Berg steigen. Bey uns
aber gehts über Berg und Thal, durch Dicke
und Dünne -- halbe Meilen weit -- in Schnee
und Regen -- und werden nicht einmal müde.

Vater. Siehst du wohl, daß ich euch nicht
zu viel thue, wenn ich euch so erziehe, daß ihr
gesund bleibt? Da seht einmal den Faulenzer
und Weichling, wie steif seine Glieder werden,
weil er sie nicht gebraucht! Wie dicke sein
Bauch wird, daß er sich nicht mehr behelfen

kann!

einmal ein Stuͤckchen ſchwarz Brod. Wenn
ich mit meinem Salzbrod vor der Thuͤr ſtehe,
koͤmmt immer der Junker geſchlichen: Gieb mir
doch ein Bißchen von deinem Brod, ich will
dir dafuͤr ein Stuͤckchen Kuchen oder Torte
geben. — So ekelt ihnen ſchon vor dem ewi-
gen ſuͤßen Zeuge. Und wie ſehen ſie auch aus?
Wie die Schatten. Wenn wir manchmal mit
einander ſpatzieren gehen, da koͤnnen ſie nicht
fort — legen oder ſetzen ſich alle Augenblicke
hin — koͤnnen keinen Berg ſteigen. Bey uns
aber gehts uͤber Berg und Thal, durch Dicke
und Duͤnne — halbe Meilen weit — in Schnee
und Regen — und werden nicht einmal muͤde.

Vater. Siehſt du wohl, daß ich euch nicht
zu viel thue, wenn ich euch ſo erziehe, daß ihr
geſund bleibt? Da ſeht einmal den Faulenzer
und Weichling, wie ſteif ſeine Glieder werden,
weil er ſie nicht gebraucht! Wie dicke ſein
Bauch wird, daß er ſich nicht mehr behelfen

kann!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0356" n="334"/>
einmal ein Stu&#x0364;ckchen &#x017F;chwarz Brod. Wenn<lb/>
ich mit meinem Salzbrod vor der Thu&#x0364;r &#x017F;tehe,<lb/>
ko&#x0364;mmt immer der Junker ge&#x017F;chlichen: Gieb mir<lb/>
doch ein Bißchen von deinem Brod, ich will<lb/>
dir dafu&#x0364;r ein Stu&#x0364;ckchen Kuchen oder Torte<lb/>
geben. &#x2014; So ekelt ihnen &#x017F;chon vor dem ewi-<lb/>
gen &#x017F;u&#x0364;ßen Zeuge. Und wie &#x017F;ehen &#x017F;ie auch aus?<lb/>
Wie die Schatten. Wenn wir manchmal mit<lb/>
einander &#x017F;patzieren gehen, da ko&#x0364;nnen &#x017F;ie nicht<lb/>
fort &#x2014; legen oder &#x017F;etzen &#x017F;ich alle Augenblicke<lb/>
hin &#x2014; ko&#x0364;nnen keinen Berg &#x017F;teigen. Bey uns<lb/>
aber gehts u&#x0364;ber Berg und Thal, durch Dicke<lb/>
und Du&#x0364;nne &#x2014; halbe Meilen weit &#x2014; in Schnee<lb/>
und Regen &#x2014; und werden nicht einmal mu&#x0364;de.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Vater</hi>. Sieh&#x017F;t du wohl, daß ich euch nicht<lb/>
zu viel thue, wenn ich euch &#x017F;o erziehe, daß ihr<lb/>
ge&#x017F;und bleibt? Da &#x017F;eht einmal den Faulenzer<lb/>
und Weichling, wie &#x017F;teif &#x017F;eine Glieder werden,<lb/>
weil er &#x017F;ie nicht gebraucht! Wie dicke &#x017F;ein<lb/>
Bauch wird, daß er &#x017F;ich nicht mehr behelfen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kann!</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[334/0356] einmal ein Stuͤckchen ſchwarz Brod. Wenn ich mit meinem Salzbrod vor der Thuͤr ſtehe, koͤmmt immer der Junker geſchlichen: Gieb mir doch ein Bißchen von deinem Brod, ich will dir dafuͤr ein Stuͤckchen Kuchen oder Torte geben. — So ekelt ihnen ſchon vor dem ewi- gen ſuͤßen Zeuge. Und wie ſehen ſie auch aus? Wie die Schatten. Wenn wir manchmal mit einander ſpatzieren gehen, da koͤnnen ſie nicht fort — legen oder ſetzen ſich alle Augenblicke hin — koͤnnen keinen Berg ſteigen. Bey uns aber gehts uͤber Berg und Thal, durch Dicke und Duͤnne — halbe Meilen weit — in Schnee und Regen — und werden nicht einmal muͤde. Vater. Siehſt du wohl, daß ich euch nicht zu viel thue, wenn ich euch ſo erziehe, daß ihr geſund bleibt? Da ſeht einmal den Faulenzer und Weichling, wie ſteif ſeine Glieder werden, weil er ſie nicht gebraucht! Wie dicke ſein Bauch wird, daß er ſich nicht mehr behelfen kann!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/356
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/356>, abgerufen am 21.11.2024.