Dorchen. Pfuy! schäme dich, Fritze, in deine Seele. Wer wird gegen arme Kinder so unbarmherzig seyn? Sinds nicht so wohl Menschen, als wir? Und der Vater sagt uns immer: wir sollen keinen verachten. Aber eins will ich dir nur noch sagen. Da bist du gestern Abend wieder auf dem Teiche gewesen, und hast geschlickert. Ich weiß alles. Der Vater hat dirs so oft verboten. Wie leicht kann das Eis brechen! so bist du weg. Wirst du das nicht bleiben lassen, so muß ichs dem Vater sagen. Diesmal aber will ichs noch nicht thun.
Fritze. O! bitte, bitte, liebes Dorchen, sag' es doch nicht. Ich wills nicht wieder thun.
Lottchen. Seht doch, wie er nun bitten kann.
Fritze. Wenn ihr sonst nichts wollt, als mich angeben, so könnt ihr laufen. Fort! Es
scheint,
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Dorchen. Pfuy! ſchaͤme dich, Fritze, in deine Seele. Wer wird gegen arme Kinder ſo unbarmherzig ſeyn? Sinds nicht ſo wohl Menſchen, als wir? Und der Vater ſagt uns immer: wir ſollen keinen verachten. Aber eins will ich dir nur noch ſagen. Da biſt du geſtern Abend wieder auf dem Teiche geweſen, und haſt geſchlickert. Ich weiß alles. Der Vater hat dirs ſo oft verboten. Wie leicht kann das Eis brechen! ſo biſt du weg. Wirſt du das nicht bleiben laſſen, ſo muß ichs dem Vater ſagen. Diesmal aber will ichs noch nicht thun.
Fritze. O! bitte, bitte, liebes Dorchen, ſag’ es doch nicht. Ich wills nicht wieder thun.
Lottchen. Seht doch, wie er nun bitten kann.
Fritze. Wenn ihr ſonſt nichts wollt, als mich angeben, ſo koͤnnt ihr laufen. Fort! Es
ſcheint,
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Dorchen. Pfuy! ſchaͤme dich, Fritze,
in deine Seele. Wer wird gegen arme Kinder
ſo unbarmherzig ſeyn? Sinds nicht ſo wohl
Menſchen, als wir? Und der Vater ſagt uns
immer: wir ſollen keinen verachten. Aber
eins will ich dir nur noch ſagen. Da biſt du
geſtern Abend wieder auf dem Teiche geweſen,
und haſt geſchlickert. Ich weiß alles. Der
Vater hat dirs ſo oft verboten. Wie leicht
kann das Eis brechen! ſo biſt du weg. Wirſt
du das nicht bleiben laſſen, ſo muß ichs dem
Vater ſagen. Diesmal aber will ichs noch
nicht thun.
Fritze. O! bitte, bitte, liebes Dorchen,
ſag’ es doch nicht. Ich wills nicht wieder
thun.
Lottchen. Seht doch, wie er nun bitten
kann.
Fritze. Wenn ihr ſonſt nichts wollt, als
mich angeben, ſo koͤnnt ihr laufen. Fort! Es
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/45>, abgerufen am 21.11.2024.
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