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Goldammer, Leo: Eine Hochzeitsnacht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [187]–203. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Zu dem Pastor gewendet, der sich schon angeschickt hatte, nach Hause zu gehen, und nur noch wartete, um dem Bräutigam eine gute Nacht zu bieten, sagte er mit mehr Hoffnung im Ton: Ihr habt sie mir unterrichtet, in der Furcht Gottes zu wandeln; es kann Keiner einen schlechten Gedanken bekommen haben! Dabei nahm er ihn bei Seite und theilte ihm kurz seine Befürchtungen und wieder seine Zweifel dagegen mit.

Der Pastor war kein Mann von vielen Worten. Er hatte kaum zu Ende gehört, so rief er auch schon die ganze Gesellschaft auf, den Vermißten zu suchen; danach erst nahm er den Vater unter dem Arm, ihn zu trösten, seinen Glauben wieder aufzurichten. In wenig Minuten war Alles mit Lichtern und Fackeln und brennenden Kienspähnen auf dem Wege. Da jedoch Niemand wußte, wohin er sich zu wenden habe, so blieben die Meisten in einem langen Zuge zusammen, welcher dem Pastor, der Braut und den Eltern des Brautpaars gefolgt war. Der Geistliche aber lenkte seinen Schritt, wie geleitet durch Instinct und aus langjähriger Gewohnheit, nach der Kirche. Vor dem Gotteshause, das in seinem Schneekleide, vom Monde beschienen, mit den Gräbern und Kreuzen umher, den armen Menschen vor seiner Pforte zu rufen schien: Ich berge euch die Leuchte des Lebens! hielt er still und schien zu überlegen, ob er vorbeigehen sollte oder nicht.

In diesem Augenblicke der Unschlüssigkeit gewahrte Urte einen Menschen aus dem Schatten der Straße,

Zu dem Pastor gewendet, der sich schon angeschickt hatte, nach Hause zu gehen, und nur noch wartete, um dem Bräutigam eine gute Nacht zu bieten, sagte er mit mehr Hoffnung im Ton: Ihr habt sie mir unterrichtet, in der Furcht Gottes zu wandeln; es kann Keiner einen schlechten Gedanken bekommen haben! Dabei nahm er ihn bei Seite und theilte ihm kurz seine Befürchtungen und wieder seine Zweifel dagegen mit.

Der Pastor war kein Mann von vielen Worten. Er hatte kaum zu Ende gehört, so rief er auch schon die ganze Gesellschaft auf, den Vermißten zu suchen; danach erst nahm er den Vater unter dem Arm, ihn zu trösten, seinen Glauben wieder aufzurichten. In wenig Minuten war Alles mit Lichtern und Fackeln und brennenden Kienspähnen auf dem Wege. Da jedoch Niemand wußte, wohin er sich zu wenden habe, so blieben die Meisten in einem langen Zuge zusammen, welcher dem Pastor, der Braut und den Eltern des Brautpaars gefolgt war. Der Geistliche aber lenkte seinen Schritt, wie geleitet durch Instinct und aus langjähriger Gewohnheit, nach der Kirche. Vor dem Gotteshause, das in seinem Schneekleide, vom Monde beschienen, mit den Gräbern und Kreuzen umher, den armen Menschen vor seiner Pforte zu rufen schien: Ich berge euch die Leuchte des Lebens! hielt er still und schien zu überlegen, ob er vorbeigehen sollte oder nicht.

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[0018] Zu dem Pastor gewendet, der sich schon angeschickt hatte, nach Hause zu gehen, und nur noch wartete, um dem Bräutigam eine gute Nacht zu bieten, sagte er mit mehr Hoffnung im Ton: Ihr habt sie mir unterrichtet, in der Furcht Gottes zu wandeln; es kann Keiner einen schlechten Gedanken bekommen haben! Dabei nahm er ihn bei Seite und theilte ihm kurz seine Befürchtungen und wieder seine Zweifel dagegen mit. Der Pastor war kein Mann von vielen Worten. Er hatte kaum zu Ende gehört, so rief er auch schon die ganze Gesellschaft auf, den Vermißten zu suchen; danach erst nahm er den Vater unter dem Arm, ihn zu trösten, seinen Glauben wieder aufzurichten. In wenig Minuten war Alles mit Lichtern und Fackeln und brennenden Kienspähnen auf dem Wege. Da jedoch Niemand wußte, wohin er sich zu wenden habe, so blieben die Meisten in einem langen Zuge zusammen, welcher dem Pastor, der Braut und den Eltern des Brautpaars gefolgt war. Der Geistliche aber lenkte seinen Schritt, wie geleitet durch Instinct und aus langjähriger Gewohnheit, nach der Kirche. Vor dem Gotteshause, das in seinem Schneekleide, vom Monde beschienen, mit den Gräbern und Kreuzen umher, den armen Menschen vor seiner Pforte zu rufen schien: Ich berge euch die Leuchte des Lebens! hielt er still und schien zu überlegen, ob er vorbeigehen sollte oder nicht. In diesem Augenblicke der Unschlüssigkeit gewahrte Urte einen Menschen aus dem Schatten der Straße,

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T15:53:03Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T15:53:03Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: nein; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Goldammer, Leo: Eine Hochzeitsnacht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [187]–203. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goldammer_hochzeitsnacht_1910/18>, abgerufen am 21.11.2024.