Goldammer, Leo: Auf Wiedersehen! In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 157–185. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Danke für gütige Nachfrage. Bitte, keine Complimente unter uns! Du bist Bürger und Meister. -- -- Habe gewaltig viel Schulden! Beweis, daß du Credit hast. Bist wohl Besitzer eines Grundstücks allhier? Ja, ich -- ich besitze ein Haus in der Vorstadt. Nun, und was ich besitze, das frägst du mich nicht? Ich bin -- ich habe Familie. -- -- Was ich besitze, sollst du mich fragen! Was du besitzest? -- Neugierig bin ich nicht, -- -- So? Nun, da wirst du's auch nicht weiter erzählen. -- Ich besitze einen Freund, der die Hälfte meines Vermögens verwaltet, mit ganz absonderlichem Glück verwaltet. -- -- Du willst Geld haben von diesem Freunde. -- Wie viel brauchst du? Ach, Bruder, für jetzt brauche ich gar nichts! Mein Freund giebt mir zu essen, zu trinken, ich wohne, ich schlafe bei ihm, er kleidet mich, pflegt mich -- ich habe einen vortrefflichen Freund! Dafür soll er mein Universalerbe sein. Das ist hübsch von dir. Dieser mein Freund, mein Schatzmeister, mein Mundschenk und Schlafwirth, mein Ein und mein Alles bist du! Der im Saal tüchtige Redner wußte keine Antwort hierauf. Fast unmerklich wiegte er den Kopf hin Danke für gütige Nachfrage. Bitte, keine Complimente unter uns! Du bist Bürger und Meister. — — Habe gewaltig viel Schulden! Beweis, daß du Credit hast. Bist wohl Besitzer eines Grundstücks allhier? Ja, ich — ich besitze ein Haus in der Vorstadt. Nun, und was ich besitze, das frägst du mich nicht? Ich bin — ich habe Familie. — — Was ich besitze, sollst du mich fragen! Was du besitzest? — Neugierig bin ich nicht, — — So? Nun, da wirst du's auch nicht weiter erzählen. — Ich besitze einen Freund, der die Hälfte meines Vermögens verwaltet, mit ganz absonderlichem Glück verwaltet. — — Du willst Geld haben von diesem Freunde. — Wie viel brauchst du? Ach, Bruder, für jetzt brauche ich gar nichts! Mein Freund giebt mir zu essen, zu trinken, ich wohne, ich schlafe bei ihm, er kleidet mich, pflegt mich — ich habe einen vortrefflichen Freund! Dafür soll er mein Universalerbe sein. Das ist hübsch von dir. Dieser mein Freund, mein Schatzmeister, mein Mundschenk und Schlafwirth, mein Ein und mein Alles bist du! Der im Saal tüchtige Redner wußte keine Antwort hierauf. Fast unmerklich wiegte er den Kopf hin <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="2"> <pb facs="#f0023"/> <p>Danke für gütige Nachfrage.</p><lb/> <p>Bitte, keine Complimente unter uns! Du bist Bürger und Meister. — — </p><lb/> <p>Habe gewaltig viel Schulden!</p><lb/> <p>Beweis, daß du Credit hast. Bist wohl Besitzer eines Grundstücks allhier?</p><lb/> <p>Ja, ich — ich besitze ein Haus in der Vorstadt.</p><lb/> <p>Nun, und was ich besitze, das frägst du mich nicht?</p><lb/> <p>Ich bin — ich habe Familie. — — </p><lb/> <p>Was ich besitze, sollst du mich fragen!</p><lb/> <p>Was du besitzest? — Neugierig bin ich nicht, — — </p><lb/> <p>So? Nun, da wirst du's auch nicht weiter erzählen. — Ich besitze einen Freund, der die Hälfte meines Vermögens verwaltet, mit ganz absonderlichem Glück verwaltet. — —</p><lb/> <p>Du willst Geld haben von diesem Freunde. — Wie viel brauchst du?</p><lb/> <p>Ach, Bruder, für jetzt brauche ich gar nichts! Mein Freund giebt mir zu essen, zu trinken, ich wohne, ich schlafe bei ihm, er kleidet mich, pflegt mich — ich habe einen vortrefflichen Freund! Dafür soll er mein Universalerbe sein.</p><lb/> <p>Das ist hübsch von dir.</p><lb/> <p>Dieser mein Freund, mein Schatzmeister, mein Mundschenk und Schlafwirth, mein Ein und mein Alles bist du!</p><lb/> <p>Der im Saal tüchtige Redner wußte keine Antwort hierauf. Fast unmerklich wiegte er den Kopf hin<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0023]
Danke für gütige Nachfrage.
Bitte, keine Complimente unter uns! Du bist Bürger und Meister. — —
Habe gewaltig viel Schulden!
Beweis, daß du Credit hast. Bist wohl Besitzer eines Grundstücks allhier?
Ja, ich — ich besitze ein Haus in der Vorstadt.
Nun, und was ich besitze, das frägst du mich nicht?
Ich bin — ich habe Familie. — —
Was ich besitze, sollst du mich fragen!
Was du besitzest? — Neugierig bin ich nicht, — —
So? Nun, da wirst du's auch nicht weiter erzählen. — Ich besitze einen Freund, der die Hälfte meines Vermögens verwaltet, mit ganz absonderlichem Glück verwaltet. — —
Du willst Geld haben von diesem Freunde. — Wie viel brauchst du?
Ach, Bruder, für jetzt brauche ich gar nichts! Mein Freund giebt mir zu essen, zu trinken, ich wohne, ich schlafe bei ihm, er kleidet mich, pflegt mich — ich habe einen vortrefflichen Freund! Dafür soll er mein Universalerbe sein.
Das ist hübsch von dir.
Dieser mein Freund, mein Schatzmeister, mein Mundschenk und Schlafwirth, mein Ein und mein Alles bist du!
Der im Saal tüchtige Redner wußte keine Antwort hierauf. Fast unmerklich wiegte er den Kopf hin
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-14T16:05:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-14T16:05:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |