Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Erbschleicher.
Noch weniger mag ich fremden Leuten ein Schau-
spiel geben. Wenn Sie von dieser neuen Verab-
redung nichts wissen wollen, gut, so bleibt es bey
Ihrer vorigen Verbindlichkeit. Sie haben sich
mit meiner Tochter verlobt, und Sie müssen sie
nehmen.
Gerhard (bitter lachend.) Wie ich Sie ge-
nommen habe?
Mad. Anker. O, rühren Sie Ihre Schan-
de nicht selbst wieder auf!
Gerhard. Es war der klügste Streich mei-
nes Lebens.
Mad. Anker (mit steigender Heftigkeit.) Sie
sind ein Mann ohne Treu und Glauben!
Gerhard. Ich vergelte nur Gleiches mit
Gleichem.
Mad. Anker. Ein Schwächling, eben so
stumpf von Verstand, als von Sinnen.
Gerhard. Gehorsamer Diener!
Sternberg.
Therese.
Erbittern Sie ihn nicht, Ma-
dam!
Lassen Sie uns gehen, liebe
Mama!
Mad. Anker. Man sollte Sie gängeln, wie
ein Kind.
J 4
Die Erbſchleicher.
Noch weniger mag ich fremden Leuten ein Schau-
ſpiel geben. Wenn Sie von dieſer neuen Verab-
redung nichts wiſſen wollen, gut, ſo bleibt es bey
Ihrer vorigen Verbindlichkeit. Sie haben ſich
mit meiner Tochter verlobt, und Sie muͤſſen ſie
nehmen.
Gerhard (bitter lachend.) Wie ich Sie ge-
nommen habe?
Mad. Anker. O, ruͤhren Sie Ihre Schan-
de nicht ſelbſt wieder auf!
Gerhard. Es war der kluͤgſte Streich mei-
nes Lebens.
Mad. Anker (mit ſteigender Heftigkeit.) Sie
ſind ein Mann ohne Treu und Glauben!
Gerhard. Ich vergelte nur Gleiches mit
Gleichem.
Mad. Anker. Ein Schwaͤchling, eben ſo
ſtumpf von Verſtand, als von Sinnen.
Gerhard. Gehorſamer Diener!
Sternberg.
Thereſe.
Erbittern Sie ihn nicht, Ma-
dam!
Laſſen Sie uns gehen, liebe
Mama!
Mad. Anker. Man ſollte Sie gaͤngeln, wie
ein Kind.
J 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#ANKER">
            <pb facs="#f0141" n="135"/>
            <fw place="top" type="header">Die Erb&#x017F;chleicher.</fw><lb/>
            <p>Noch weniger mag ich fremden Leuten ein Schau-<lb/>
&#x017F;piel geben. Wenn Sie von die&#x017F;er neuen Verab-<lb/>
redung nichts wi&#x017F;&#x017F;en wollen, gut, &#x017F;o bleibt es bey<lb/>
Ihrer vorigen Verbindlichkeit. Sie haben &#x017F;ich<lb/>
mit meiner Tochter verlobt, und Sie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie<lb/>
nehmen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard</hi> </speaker>
            <stage>(bitter lachend.)</stage>
            <p>Wie ich <hi rendition="#g">Sie</hi> ge-<lb/>
nommen habe?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ANKER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Mad. Anker.</hi> </speaker>
            <p>O, ru&#x0364;hren Sie Ihre Schan-<lb/>
de nicht &#x017F;elb&#x017F;t wieder auf!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard.</hi> </speaker>
            <p>Es war der klu&#x0364;g&#x017F;te Streich mei-<lb/>
nes Lebens.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ANKER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Mad. Anker</hi> </speaker>
            <stage>(mit &#x017F;teigender Heftigkeit.)</stage>
            <p>Sie<lb/>
&#x017F;ind ein Mann ohne Treu und Glauben!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard.</hi> </speaker>
            <p>Ich vergelte nur Gleiches mit<lb/>
Gleichem.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ANKER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Mad. Anker.</hi> </speaker>
            <p>Ein Schwa&#x0364;chling, eben &#x017F;o<lb/>
&#x017F;tumpf von Ver&#x017F;tand, als von Sinnen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard.</hi> </speaker>
            <p>Gehor&#x017F;amer Diener!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#STE #THE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Sternberg.<lb/>
There&#x017F;e.</hi> </speaker>
            <p rendition="#leftBraced">Erbittern Sie ihn nicht, Ma-<lb/>
dam!<lb/>
La&#x017F;&#x017F;en Sie uns gehen, liebe<lb/>
Mama!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ANKER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Mad. Anker.</hi> </speaker>
            <p>Man &#x017F;ollte Sie ga&#x0364;ngeln, wie<lb/>
ein Kind.</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">J 4</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0141] Die Erbſchleicher. Noch weniger mag ich fremden Leuten ein Schau- ſpiel geben. Wenn Sie von dieſer neuen Verab- redung nichts wiſſen wollen, gut, ſo bleibt es bey Ihrer vorigen Verbindlichkeit. Sie haben ſich mit meiner Tochter verlobt, und Sie muͤſſen ſie nehmen. Gerhard (bitter lachend.) Wie ich Sie ge- nommen habe? Mad. Anker. O, ruͤhren Sie Ihre Schan- de nicht ſelbſt wieder auf! Gerhard. Es war der kluͤgſte Streich mei- nes Lebens. Mad. Anker (mit ſteigender Heftigkeit.) Sie ſind ein Mann ohne Treu und Glauben! Gerhard. Ich vergelte nur Gleiches mit Gleichem. Mad. Anker. Ein Schwaͤchling, eben ſo ſtumpf von Verſtand, als von Sinnen. Gerhard. Gehorſamer Diener! Sternberg. Thereſe. Erbittern Sie ihn nicht, Ma- dam! Laſſen Sie uns gehen, liebe Mama! Mad. Anker. Man ſollte Sie gaͤngeln, wie ein Kind. J 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/141
Zitationshilfe: Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/141>, abgerufen am 25.11.2024.